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Türkische MigrantInnen in Österreich

  • Samstag, 29. März 2008 @ 21:46
Meinung Vom Verein ADA

Die in Europa geborene dritte Generation stellt in der immer mehr auf Dauer hier bleibenden türkischen Gesellschaft die am heterogensten erscheinende Gruppe dar. Im Gegensatz zur ersten und zweiten Generation besitzt die dritte stärker die Identität der Länder, in der sie sich befindet, aber gleichzeitig auch die von der ersten und zweiten Generation stammenden kulturell-sozialen Hinterlassenschaften. Personen der dritten Generation beherrschen im Gegensatz zu den vorigen Generationen die deutsche Sprache. Darüber hinaus sind, obwohl bei den meisten außer Deutsch auch noch andere Fremdsprachkenntnisse vorhanden sind, aufgrund unzureichender Bildung trotzdem Schwierigkeiten zu beobachten.

Aufgrund der Sprach-, Integrations- und Bildungsmangels der vorigen Generationen sitzt die dritte Generation zwischen zwei Stühlen. Sie durchlebt Identitätsprobleme und ist gleichzeitig mit Vorurteilen der ÖsterreicherInnen konfrontiert. Natürlich beeinträchtigen diese Probleme sie in den jungen Jahren sehr negativ, aber man muss auch eine andere Dimension des Problems sehen, die durch die Versäumnisse der Politik sowohl in Österreich als auch in der Türkei entstehen. Zudem hat das österreichische Kapital, als es die fremden Werktätigen ins Land gerufen hat, diese als billige Arbeitskraft für schwere Arbeiten vorgesehen, gleichzeitig aber deren Anliegen, wie etwa Unterkunft, Bleiberecht, Integration etc. bewusst ignoriert.

Daraus resultiert, dass in den Herzen der hier aufgewachsenen dritten Generation die Liebe zur Türkei schlägt. Das hat unserer Ansicht nach drei Gründe, nämlich
- dass die österreichische Gesellschaft diese Jugendlichen nicht in die Arme schließen kann,
- die falsche Integrationspolitik und
- dass die Tagesgeschehnisse in der Türkei hierher transportiert werden.

Türkische Familien sehen per Satellitenschüssel nur türkische Kanäle und Programme. Die erste Generation nutzte aufgrund nicht vorhandener Deutschkenntnisse kein österreichisches Fernsehen. Während diese Generation im Sinne der Verbundenheit zur Kultur ihrer Geburtsländer diese Kanäle ansehen, gewöhnen sich die Kinder auch daran und werden beeinflusst, aber sobald sie das Haus verlassen, werden sie von einer anderen Welt empfangen. Je mehr man sich innerhalb der türkischen Gesellschaft befindet und je mehr man die türkische Kultur lebt, umso mehr entfernt man sich von Österreich und dadurch sind die Menschen draußen mit ernsten Problemen konfrontiert.

Der Anteil guter Bildungsmöglichkeiten für ausländische Kindern ist im Gegensatz zu den ÖsterreicherInnen sehr gering und liegt bei türkisch- und kurdischstämmigen Jugendlichen sogar unter jenem von andersstämmigen MigrantInnen. Verantwortlich dafür sind die staatlichen Bildungsorgane und die rückständigen und rassistischen PolitikerInnen.

Gleichzeitig kann man beobachten, dass die Familien, die seinerzeit von rückständigem türkischen Gedankengut und Politik beeinflusst wurden, dieser Spaltungspolitik dienen, indem sie ihre Kinder vom inländischen Volk fernhalten. Diese gefährliche Entwicklung wird auch eine Gefahr für die Kinder der vierten Generation darstellen. Wenn man die heutige Zukunft ansieht, erhöhen sich die Probleme in den Bereichen der Bildung, Beruf und Grundwissen immer mehr.

Aus der Türkei kommende Politiker versuchen sich hier über politische Parteien oder Religionsgemeinschaften aus der Türkei zu organisieren. Solche türkischstämmigen Politiker verhindern mit ihrer Politik und Lobbyarbeit die Integration der in Österreich lebenden TürkInnen, die sich dadurch nicht mit der österreichischen Werktätigen gemeinsam in deren Gewerkschaften, politischen Parteien, demokratischen und zivilen Organisationen finden.

In solchen Organisationen (wie etwa einer in Niederösterreich gegründeten Partei für Türken) werden die Vorurteile gegenüber den österreichischen Werktätigen verstärkt. Auf der anderer Seite leisten österreichische religiöse und rassistische Parteien und Einrichtungen, die die Vorurteile gegenüber TürkInnen stärken, die gleiche Arbeit. Dadurch wird die Spaltung zwischen den in- und ausländischen Werktätigen verstärkt. Dem entgegenzuwirken, müssen in- und ausländische Werktätige gemeinsam den Kampf gegen das Kapital aufnehmen. Nur so ist ein Sieg möglich!

Infos: http://www.ada.co.at