„Meine, deine, unsere Kinder!“
- Montag, 4. Februar 2008 @ 14:03
Von Claudia Klimt-Weithaler
Kinderbetreuung ist nach wie vor ein Thema, welches beinahe ausschließlich Frauen zugeordnet wird, sowohl beruflich (von der Kinderkrippe bis zum Ende der Volksschule – die dort arbeitenden PädagogInnen sind überwiegend weiblich) als auch im privaten Umfeld. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Problem, mit dem sich Frauen auseinandersetzen müssen. Forderungen, die seit Jahrzehnten gestellt werden und das Familienleben für berufstätige Mütter erleichtern würden, sind ebenso wenig umgesetzt, wie die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit! Bereits 1975 forderten die ÖGB-Frauen im Zusammenhang mit der damaligen Familienrechtsreform den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Heute, 33 Jahre später, fehlen österreichweit nach wie vor 49.000 Plätze, besonders schlimm ist die Lage bei Betreuungsformen für unter 3-jährige.
Im Steiermärkischen Landtag gab es in dieser Periode eine Novellierung des Kinderbetreuungsgesetzes, die leider viele Wünsche offen ließ. Ein KPÖ-Antrag, der schon im November 2005 eingebracht wurde und den Ausbau von flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungseinrichtungen forderte, fand zwar die notwendige Mehrheit, jedoch keine Berücksichtigung bei der Gesetzesänderung. Spüren werden wir dieses Ignorieren von Notwendigkeiten besonders stark wieder in wenigen Wochen.
Dann müssen sich nämlich Eltern, die ab Herbst 2008 einen Betreuungsplatz für ihr Kind brauchen, vormerken lassen. Aufgrund des hohen Bedarfs und des zu geringen Angebotes, werden viele Berufstätige keinen Platz bekommen. Damit man sich darunter etwas vorstellen kann: Im Vorjahr gab es z.B. in der Kinderkrippe (Betreuung von 0- bis 3-Jährigen) in der ich angestellt bin (Graz), für 14 freie Plätze 82 (!!!) Vormerkungen. Die Situation in den ländlichen Regionen ist noch einmal drastischer.
Ein weiteres Problem, dessen wir uns bewusst sein müssen, ist die Lage der Beschäftigten im Kinderbetreuungsbereich. Wie eingangs schon erwähnt sind die PädagogInnen und BetreuerInnen vorwiegend Frauen. Und wie in allen Berufssparten, wo Frauen dominieren, gilt auch hier: Die Arbeit ist gesellschaftlich gesehen weniger wert und wird schlechter bezahlt – Frauendominanz drückt das Lohnniveau. Das ist für Männer natürlich kein großer Ansporn, obwohl wir sie gerade hier dringend brauchen würden.
Auch in der Ausbildung unserer KleinkindpädagogInnen muss sich endlich etwas tun. In Österreich befinden wir uns mit der 5-jährigen Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik, einer berufsbildenden Schulform, die mit Berufsbefähigungsprüfung und Matura abschließt, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auf dem untersten Niveau. Es lässt sich mittlerweile schon beobachten, dass der Trend dahin geht, dass KindergartenpädagogInnen nach ihrer Ausbildung ein Studium ergreifen. Die Frage ist, wie lange Menschen diesen verantwortungsvollen und anstrengenden Beruf um dieses Gehalt noch machen werden.
Auf allen politischen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) wird davon gesprochen, wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der damit verbundene notwendige Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen ist. Die Kosten dafür werden jedoch gerne „hin- und hergeschoben“.
Wir können aber zum Glück in diesem Zusammenhang auf einen Erfolg verweisen: In der Sitzung vom 15. Jänner 2008 folgte der Landtag nun einstimmig unserer Initiative, den Personalkostenzuschuss, den ErhalterInnen von Kinderbetreuungseinrichtungen vom Land Steiermark erhalten, in den Budgets ab 2009 zu erhöhen.
Wenn etwas in Punkto Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern weitergehen soll, dürfen wir nicht aufhören aufzuzeigen und bewusst zu machen, dass Kinderbetreuung Frauen- und Männersache ist! Die Forderungen nach geschlechtergerechter Pädagogik in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sowie die Forderung nach einem Ausbau von Betreuungsplätzen muss damit einhergehen. Wir brauchen Existenzsichernde Teilzeitarbeitsmodelle für Männer und Frauen in allen Branchen und auf allen Ebenen. Erst wenn diese Forderungen erfüllt sind, ist es legitim von einer Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sprechen!
Claudia Klimt-Weithaler ist Kindergartenpädagogin und Leiterin einer Kinderkrippe in Graz und seit 2005 für die KPÖ im Steiermärkischen Landtag
Kinderbetreuung ist nach wie vor ein Thema, welches beinahe ausschließlich Frauen zugeordnet wird, sowohl beruflich (von der Kinderkrippe bis zum Ende der Volksschule – die dort arbeitenden PädagogInnen sind überwiegend weiblich) als auch im privaten Umfeld. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Problem, mit dem sich Frauen auseinandersetzen müssen. Forderungen, die seit Jahrzehnten gestellt werden und das Familienleben für berufstätige Mütter erleichtern würden, sind ebenso wenig umgesetzt, wie die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit! Bereits 1975 forderten die ÖGB-Frauen im Zusammenhang mit der damaligen Familienrechtsreform den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Heute, 33 Jahre später, fehlen österreichweit nach wie vor 49.000 Plätze, besonders schlimm ist die Lage bei Betreuungsformen für unter 3-jährige.
Im Steiermärkischen Landtag gab es in dieser Periode eine Novellierung des Kinderbetreuungsgesetzes, die leider viele Wünsche offen ließ. Ein KPÖ-Antrag, der schon im November 2005 eingebracht wurde und den Ausbau von flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungseinrichtungen forderte, fand zwar die notwendige Mehrheit, jedoch keine Berücksichtigung bei der Gesetzesänderung. Spüren werden wir dieses Ignorieren von Notwendigkeiten besonders stark wieder in wenigen Wochen.
Dann müssen sich nämlich Eltern, die ab Herbst 2008 einen Betreuungsplatz für ihr Kind brauchen, vormerken lassen. Aufgrund des hohen Bedarfs und des zu geringen Angebotes, werden viele Berufstätige keinen Platz bekommen. Damit man sich darunter etwas vorstellen kann: Im Vorjahr gab es z.B. in der Kinderkrippe (Betreuung von 0- bis 3-Jährigen) in der ich angestellt bin (Graz), für 14 freie Plätze 82 (!!!) Vormerkungen. Die Situation in den ländlichen Regionen ist noch einmal drastischer.
Ein weiteres Problem, dessen wir uns bewusst sein müssen, ist die Lage der Beschäftigten im Kinderbetreuungsbereich. Wie eingangs schon erwähnt sind die PädagogInnen und BetreuerInnen vorwiegend Frauen. Und wie in allen Berufssparten, wo Frauen dominieren, gilt auch hier: Die Arbeit ist gesellschaftlich gesehen weniger wert und wird schlechter bezahlt – Frauendominanz drückt das Lohnniveau. Das ist für Männer natürlich kein großer Ansporn, obwohl wir sie gerade hier dringend brauchen würden.
Auch in der Ausbildung unserer KleinkindpädagogInnen muss sich endlich etwas tun. In Österreich befinden wir uns mit der 5-jährigen Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik, einer berufsbildenden Schulform, die mit Berufsbefähigungsprüfung und Matura abschließt, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auf dem untersten Niveau. Es lässt sich mittlerweile schon beobachten, dass der Trend dahin geht, dass KindergartenpädagogInnen nach ihrer Ausbildung ein Studium ergreifen. Die Frage ist, wie lange Menschen diesen verantwortungsvollen und anstrengenden Beruf um dieses Gehalt noch machen werden.
Auf allen politischen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) wird davon gesprochen, wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der damit verbundene notwendige Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen ist. Die Kosten dafür werden jedoch gerne „hin- und hergeschoben“.
Wir können aber zum Glück in diesem Zusammenhang auf einen Erfolg verweisen: In der Sitzung vom 15. Jänner 2008 folgte der Landtag nun einstimmig unserer Initiative, den Personalkostenzuschuss, den ErhalterInnen von Kinderbetreuungseinrichtungen vom Land Steiermark erhalten, in den Budgets ab 2009 zu erhöhen.
Wenn etwas in Punkto Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern weitergehen soll, dürfen wir nicht aufhören aufzuzeigen und bewusst zu machen, dass Kinderbetreuung Frauen- und Männersache ist! Die Forderungen nach geschlechtergerechter Pädagogik in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sowie die Forderung nach einem Ausbau von Betreuungsplätzen muss damit einhergehen. Wir brauchen Existenzsichernde Teilzeitarbeitsmodelle für Männer und Frauen in allen Branchen und auf allen Ebenen. Erst wenn diese Forderungen erfüllt sind, ist es legitim von einer Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sprechen!
Claudia Klimt-Weithaler ist Kindergartenpädagogin und Leiterin einer Kinderkrippe in Graz und seit 2005 für die KPÖ im Steiermärkischen Landtag