Lehrstellenmangel: Wirtschaft und Politik gefordert
- Mittwoch, 22. August 2007 @ 15:01
"Alle Jahre wieder: Schulschluss -zigtausende Hauptschulabgänger wollen einen Beruf erlernen. Nur, Lehrstellen sind Mangelware, in allen Branchen, außer dem Gastgewerbe, ist das Angebot weitaus geringer, als die Nachfrage.
Rund 1000 Tiroler Jugendliche finden auch heuer wieder keine Lehrstelle", kritisiert Josef Stingl, Sprecher des Gewerkschaftlichen Linksblock Tirols (GLB). Stingl prangert dabei Wirtschaft und Politik gleichermaßen an. Folgende Beispiele sind für ihn Paradebeispiele verkehrter Jugend- und Bildungspolitik.
- Die Lehrstellenplätze gehen von Jahr zu Jahr zurück: Die Wirtschaft behauptet zwar immer, dass es einen Mangel an Facharbeiter gäbe, drückt sich aber immer mehr von der Ausbildungsverantwortung. Laut Kronenzeitung gab es 1980 noch 190.000 Lehrlinge und 2004 waren es gar nur mehr 119.000.
- In den letzten Jahren hat sich das Auswahlverfahren drastisch erschärft.
Wird bei dem Übertritt in eine höhere Bildungsanstalt (Gym, HAK,...) ein hervorragendes Zeugnis erwartet, so werden bei der dualen Berufsausbildung überdies Aufnahmetests und oft sogenannte Lehrlings-Castings verlangt.
- Das JASG (Jugend-Ausbildungs-Sicherungsgesetz) sichert mehr die Subventionen (Blum-Bonus) für Unternehmen als die Förderung neuer Lehrstellen. Zahlreiche Betriebe kassieren den "Bonus" auch für Lehrlinge, die sie ohnehin eingestellt hätten. Die ÖGJ hat erhoben, dass mit Stichtag Ende Mai 2006 es 3.743 zusätzliche Lehrplätze gab, aber die Blum-Förderung für 11.422 Lehrstellen ausgeschüttet wurde. Der Blum-Bonus ist übrigens
gestaffelt: am meisten erhält ein Unternehmen im ersten Lehrjahr. Um effizienter beim öffentlichen Fördertopf zugreifen zu können, will die neue Regierung die "wechselseitige Kündigungsmöglichkeit am Ende des ersten und zweiten Lehrjahres" schaffen.
Als Gewerkschafter, der als Koch beschäftigt ist, kann sich Stingl einen Seitenhieb auf viele Ausbildungsbedingungen im Gastgewerbe nicht verkneifen:
"Zukünftige KöchInnen, KellnerInnen und GastgewerbeassistentInnen können sich zwar über eine relativ leicht erworbene Lehrstelle freuen. Die Freude wehrt aber nur kurz, die Tourismusbranche ist mit schwarzen Schafen übersäht. Ein Wattener Haubenlokal hat sich im Frühjahr mit Schnupperlehrlingen geholfen. Der Inhaber sagte allen einen Ausbildungsplatz zu, um aber gleich einzuschränken: `Wir stellen heuer fünf Lehrlinge ein und am Ende der Probezeit werden nur zwei behalten.` Die erste Lektion der Jugendlichen von moderner Leistungs- und Ellbogengesellschaft. Perspektive für Jugendliche? Nicht wichtig, damit kann UnternehmerIn keinen Profit machen."
Der Tiroler ÖGB-Vorsitzende Franz Reiter verlangt zur Verbesserung der Lehrlingssituation die Schaffung eines `Berufsausbildungsfonds` in den all jene Betriebe einzahlen müssen, die Lehrlinge ausbilden könnten, aber sich dieser Verantwortung entziehen. AK-Präsident Fritz Dinkhauser wiederum verlangt einen Tiroler Qualitätssprung in Richtung Bildungsland Nummer Eins und verlangt im Sinne der Beschäftigten zumindest soviel Bildungsförderung wie Bauernförderung: beträgt die Arbeitnehmerförderung des Landes für 80 Prozent der Bevölkerung nur einen Bruchteil der Bauernförderung. Hier erwarte ich mir ein deutliches Signal in Richtung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land.
"Ich kann beiden nur zustimmen und zusätzlich noch anmerken, dass als Sofortmaßnahme eine Ausbildungsverpflichtung, derzufolge alle Unternehmen in einem bestimmten Prozentsatz der Beschäftigten Lehrlinge ausbilden müssen, überlegenswert ist. Um der Misere der Berufsausbildung wirksam entgegnen zu wirken, stellt sich für mich aber auch die Frage, warum Reiter und Dinkhauser ihre Forderungen nicht schon umgesetzt haben. Immerhin sind die Parteien beider die Regierung. Aber m.W. haben die als NationalrätInnen fungierten GewerkschafterInnen ihrer Fraktionen den Verschlechterungen in der Lehrlingsausbildungsrecht zugestimmt.", erklärt Stingl abschließend.
Rund 1000 Tiroler Jugendliche finden auch heuer wieder keine Lehrstelle", kritisiert Josef Stingl, Sprecher des Gewerkschaftlichen Linksblock Tirols (GLB). Stingl prangert dabei Wirtschaft und Politik gleichermaßen an. Folgende Beispiele sind für ihn Paradebeispiele verkehrter Jugend- und Bildungspolitik.
- Die Lehrstellenplätze gehen von Jahr zu Jahr zurück: Die Wirtschaft behauptet zwar immer, dass es einen Mangel an Facharbeiter gäbe, drückt sich aber immer mehr von der Ausbildungsverantwortung. Laut Kronenzeitung gab es 1980 noch 190.000 Lehrlinge und 2004 waren es gar nur mehr 119.000.
- In den letzten Jahren hat sich das Auswahlverfahren drastisch erschärft.
Wird bei dem Übertritt in eine höhere Bildungsanstalt (Gym, HAK,...) ein hervorragendes Zeugnis erwartet, so werden bei der dualen Berufsausbildung überdies Aufnahmetests und oft sogenannte Lehrlings-Castings verlangt.
- Das JASG (Jugend-Ausbildungs-Sicherungsgesetz) sichert mehr die Subventionen (Blum-Bonus) für Unternehmen als die Förderung neuer Lehrstellen. Zahlreiche Betriebe kassieren den "Bonus" auch für Lehrlinge, die sie ohnehin eingestellt hätten. Die ÖGJ hat erhoben, dass mit Stichtag Ende Mai 2006 es 3.743 zusätzliche Lehrplätze gab, aber die Blum-Förderung für 11.422 Lehrstellen ausgeschüttet wurde. Der Blum-Bonus ist übrigens
gestaffelt: am meisten erhält ein Unternehmen im ersten Lehrjahr. Um effizienter beim öffentlichen Fördertopf zugreifen zu können, will die neue Regierung die "wechselseitige Kündigungsmöglichkeit am Ende des ersten und zweiten Lehrjahres" schaffen.
Als Gewerkschafter, der als Koch beschäftigt ist, kann sich Stingl einen Seitenhieb auf viele Ausbildungsbedingungen im Gastgewerbe nicht verkneifen:
"Zukünftige KöchInnen, KellnerInnen und GastgewerbeassistentInnen können sich zwar über eine relativ leicht erworbene Lehrstelle freuen. Die Freude wehrt aber nur kurz, die Tourismusbranche ist mit schwarzen Schafen übersäht. Ein Wattener Haubenlokal hat sich im Frühjahr mit Schnupperlehrlingen geholfen. Der Inhaber sagte allen einen Ausbildungsplatz zu, um aber gleich einzuschränken: `Wir stellen heuer fünf Lehrlinge ein und am Ende der Probezeit werden nur zwei behalten.` Die erste Lektion der Jugendlichen von moderner Leistungs- und Ellbogengesellschaft. Perspektive für Jugendliche? Nicht wichtig, damit kann UnternehmerIn keinen Profit machen."
Der Tiroler ÖGB-Vorsitzende Franz Reiter verlangt zur Verbesserung der Lehrlingssituation die Schaffung eines `Berufsausbildungsfonds` in den all jene Betriebe einzahlen müssen, die Lehrlinge ausbilden könnten, aber sich dieser Verantwortung entziehen. AK-Präsident Fritz Dinkhauser wiederum verlangt einen Tiroler Qualitätssprung in Richtung Bildungsland Nummer Eins und verlangt im Sinne der Beschäftigten zumindest soviel Bildungsförderung wie Bauernförderung: beträgt die Arbeitnehmerförderung des Landes für 80 Prozent der Bevölkerung nur einen Bruchteil der Bauernförderung. Hier erwarte ich mir ein deutliches Signal in Richtung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land.
"Ich kann beiden nur zustimmen und zusätzlich noch anmerken, dass als Sofortmaßnahme eine Ausbildungsverpflichtung, derzufolge alle Unternehmen in einem bestimmten Prozentsatz der Beschäftigten Lehrlinge ausbilden müssen, überlegenswert ist. Um der Misere der Berufsausbildung wirksam entgegnen zu wirken, stellt sich für mich aber auch die Frage, warum Reiter und Dinkhauser ihre Forderungen nicht schon umgesetzt haben. Immerhin sind die Parteien beider die Regierung. Aber m.W. haben die als NationalrätInnen fungierten GewerkschafterInnen ihrer Fraktionen den Verschlechterungen in der Lehrlingsausbildungsrecht zugestimmt.", erklärt Stingl abschließend.