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Die billige Sicherheit

  • Donnerstag, 28. Juni 2007 @ 09:51
Meinung Von Franz Grün

Man trifft sie in Kaufhäusern, in Parks, Stadien, Einkaufspassagen, Bahnhöfen und Zügen. Sie bewachen Lagerhallen, Firmengelände, und Geschäfte. Sie begleiten Geldtransporte, überwachen Parkplätze und selbst wenn die Caritas Zuschüsse verteilt kommt man ohne sie nicht aus. Das private Sicherheitsgewerbe befindet sich seit einigen Jahren im Aufschwung. Die Ausgliederung von Sicherheitsaufgaben aus dem öffentlichen Bereich führt zu einem deutlichen Anstieg der Beschäftigungen. Aufgrund des wachsenden Sicherheitsbedürfnisse wird sich nach Ansicht der Branchenexperten dieser Trend weiter fortsetzen. Das private Sicherheitsgewerbe ergänzt die öffentliche Sicherheit in steigendem Ausmaß. ExpertInnen aus der Sicherheitsbranche sehen in diesem Bereichen auch in den kommenden Jahren ein großes Potenzial. Derzeit kommen in Österreich etwa 25 private Sicherheitskräfte auf 100 PolizistInnen.

Weitere Ursachen für die steigende Nachfrage nach privaten Sicherheitsdienstleistungen sind die erhöhten Sicherheits- und Überwachungsbedürfnisse sowie das erhöhte Sicherheitsbewusstsein von Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Einzelpersonen. Auch der Staat beschäftigt privates Sicherheitspersonal, beispielsweise bei der Überwachung von Bundesministerien oder Gerichtseingängen. Eine große Nachfrage wird auch bei Alarm- und Videoüberwachungsanlagen, die mit privaten Notruf Service Centern verbunden sind, verzeichnet. Stark im Kommen ist zudem der Veranstaltungsschutz. Auch die Österreichischen Bundesbahnen besitzen mittlerweile mit ihrer Tochtergesellschaft Mungos Sicher und Sauber GmbH & Co KG einen eigenen Sicherheitsdienst der einerseits für das Sicherheitsgefühl auf den Bahnhöfen aber auch für Serviceleistungen am Bahnkunden verantwortlich zeichnet.

Unbescholtenheit und Zuverlässigkeit sind wesentliche Voraussetzungen für Beschäftigte in diesem Berufsfeld. Aber auch Flexibilität in Bezug auf die verschiedenen Aufgabenbereiche sowie die Bereitschaft bei Bedarf kurzfristig Tätigkeiten zu übernehmen sind Voraussetzungen im Job. Aufgrund der vermehrten Nachfrage von Sicherheitsdienstleistungen mit umfassenden Serviceangebot haben sich die Aufgaben vom reinen Überwachen auf Zusatzdienste, wie Hilfe bei technischen Störungen, Erste-Hilfe-Leistungen, Feuerbekämpfung etc. ausgedehnt. Die Fußball-Europameisterschaft 2008 bedeutet eine weiter Aufgabenstellung für die Privaten. Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeit sowie Fremdsprachen-Kenntnisse sind Anforderungskriterien für den Job. Mit diesen Veränderungen sind die Anforderungen an das Sicherheitspersonal gestiegen.

Für diese im Bewachungs- und Sicherheitsbereich tätigen Menschen, von denen ein hohes Maß an Verantwortung erwartet wird, ja denen man auch den Schutz unserer Mitmenschen und unseres Vermögens anvertraut gibt es auch einen Kollektivvertrag. Dieser dürfte vermutlich einer der Schlechtesten in Österreich sein. Zwischen tausend und 1.250 Euro beläuft sich das Bruttoeinkommen eines im Wachdienst oder Service und Sicherheitsdienst beschäftigten Mitarbeiters sofern er das Glück einer Vollbeschäftigung hat.

Zulagen gibt es auch. Für den Nachtdienst immerhin 30 Cent je Stunde, für den Sonntag nichts. Sonderzahlungen wie Urlaubszuschuss oder Weihnachtsremuneration betragen erst ab dem zweiten Dienstjahr 4,33, darunter drei Wochenlöhne. Um ein halbwegs erträgliches Einkommen zu erreichen werden bis zu 250 Stunden von den Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste monatlich geleistet – immer abrufbar – moderne Sklaven.

Franz Grün ist ÖBB-Bediensteter, Kontrollmitglied der Gewerkschaft Vida und Landessekretär des GLB-Vida Steiermark