GLB bekräftigt Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn
- Dienstag, 24. April 2007 @ 10:40
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Laut Stellungnahme des ÖGB zum Regierungsprogramm „fehlt eine Regelung, um einen General-Kollektivvertrag mit Euro 1.000 Mindestlohn auch auf jene Arbeitnehmerinnen auszudehnen, die keinem Kollektivvertrag unterliegen“. Damit wird die Notwendigkeit eines gesetzlichen Mindestlohns indirekt auch vom ÖGB anerkannt, weil es etwa für Beschäftigte bei FreiberuflerInnen überhaupt keinen Kollektivvertrag gibt. Ein gesetzlich verankerter Mindestlohn würde daher nicht nur allen Berufsgruppen zugute kommen, sondern damit auch die Verhandlungsposition der Gewerkschaften stärken. Der GLB betont dazu, dass bekanntlich auch andere Regelungen für Lohnabhängige aus guten Gründen per Gesetz erfolgen.
Der GLB bekräftigt seine Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 1.300 Euro brutto für alle Vollzeitarbeitsverhältnisse bzw. acht Euro pro Stunde bei Teilzeitarbeit. Von vergleichbaren Ländern gibt es in Luxemburg (9,08 Euro pro Stunde), Irland (8,30), Frankreich (8,27), den Niederlanden (8,13), Großbritannien (7,96) und Belgien (7,93) solche Mindestlöhne.
Der von Regierung und Sozialpartnern angepeilte Mindestlohn bleibt mit brutto 5,80 Euro pro Stunde somit weit hinter den Möglichkeiten Österreichs als fünftreichstes Land der EU zurück. Tausend Euro brutto bedeuten zudem nur 820 Euro netto und liegen also unter der offiziellen Armutsgrenze von 848 Euro und nur geringfügig über der geplanten Mindestsicherung von 726 Euro.
Nicht gelten lässt der GLB auch die Argumente, ein solcher Mindestlohn würde jungen und minderqualifizierten Menschen Jobs kosten. Bezeichnenderweise wird genau für diese Gruppen das Modell einer Negativsteuer forciert, bei dem der Staat Schandlöhne von fünf Euro oder weniger durch Steuergutschrift subventionieren soll und damit die Betroffenen faktisch zu Sklaven macht: „Selbsternannte Experten wie Thomas Leoni (Wifo) oder Helmut Hofer (IHS) agieren mit solchen Argumenten als Sprachrohre der Unternehmer und ignorieren volkswirtschaftliche Grundregeln“, so Antlanger.
„Angesichts der realen Einkommensverhältnisse in vielen Branchen, der schwachen Inlandsnachfrage durch seit Jahren stagnierende Löhne, der gestiegenen Produktivität und dem anhaltenden Teuerungsschub seit der Einführung des Euro ist ein gesetzlicher Mindestlohn von acht Euro pro Stunde voll gerechtfertigt“, bekräftigt Antlanger abschließend. Sie verweist auf das Beispiel Großbritannien, wo seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes im Jahre 1999 die Arbeitslosigkeit stark gesunken, weil damit die Kaufkraft gestärkt und damit auch ein Beschäftigungsimpuls geschaffen wurde.