Stagnation der Masseneinkommen als Ergebnis einer defensiven Lohnpolitik der Gewerkschaften
- Donnerstag, 29. März 2007 @ 11:28
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Verstärkt wird die Schwäche des privaten Konsums durch die neoliberale Steuerpolitik: Kapital, Vermögen und Spitzeneinkommen wurden durch Beseitigung der Kapitalverkehrssteuer, Abschaffung der Vermögenssteuer, Senkung des Spitzensteuersatzes, Schaffung steuerschonender Privatstiftungen, Senkung der Körperschaftssteuer und aktuell durch Abschaffung der Erbschaftssteuer gezielt gefördert. Hingegen müssen die Lohnabhängigen über die Lohnsteuer und zusätzlich als VerbraucherInnen über die Mehrwertsteuer einen immer größeren Anteil des Steueraufkommens leisten und mit diesen Steuern auch Förderungen und Begünstigungen für Kapital und Vermögen finanzieren. Das unterste Einkommensdrittel ist durch Massensteuern doppelt so stark belastet wie das oberste Drittel.
Während im EU-Durchschnitt der Anteil vermögensbezogener Steuern 2,6 Prozent beträgt, ist Österreich mit mageren 0,6 Prozent geradezu ein Steuerparadies für die Reichen. Laut Armutsnetzwerk brächte eine Erbersatzsteuer für Privatstiftungen allein zusätzlich 180 Millionen Euro Steuereinnahmen. Die guten Argumente von 304 namhaften ÖkonomInnen für die Erhaltung der Erbschaftssteuer werden von SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in den Wind geschlagen. Der GLB erwartet sich von den GewerkschafterInnen im Nationalrat und Bundesrat ein klares Nein, wenn die Abschaffung der Erbschaftssteuer zur Beschlussfassung ansteht.
„Die Schieflastigkeit der Vermögensverteilung – ein Prozent der Bevölkerung besitzt 34 Prozent des Gesamtvermögens, die obersten zehn Prozent besitzen zwei Drittel an Geldvermögen, Immobilien und Unternehmensbesitz – ist mit auch ein Ergebnis einer zurückhaltenden Lohnpolitik der Gewerkschaften und der Zustimmung zu steuerpolitischen Maßnahmen in den letzten zwei Jahrzehnten“, so Antlanger abschließend. Wenn GMTN-Vorsitzender Foglar für eine „generelle Neugestaltung des Steuersystems“ eintritt, ist der GLB gerne bereit ihm dazu Vorschläge zu machen. Es mangelt allerdings nicht an Konzepten, sondern am politischen Willen, wie etwa das Scheitern des seinerzeitigen Sozialministers Alfred Dallinger mit seinem Konzept einer Wertschöpfungsabgabe zur zukunftssicheren Finanzierung des Sozialsystems am Unvermögen auch des ÖGB beweist.