Die Hälfte der Beschäftigten muss pendeln
- Montag, 5. März 2007 @ 13:15
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Die Behauptung mangelnder Mobilität der Beschäftigten entbehrt somit jeglicher Grundlage, die in diesem Zusammenhang kritisierte „Trägheit durch moderate Zumutbarkeitsbestimmungen“ für Arbeitslose sind daher eine gefährliche Drohung. Anstatt wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Berufsausbildung zu setzen betreibt die Bundesregierung unter dem Stichwort „Facharbeitermangel“ sowohl den Import ausländische Arbeitskräfte als gezieltes Lohndumping als auch massiven Druck auf Arbeitslose durch forcierte Mobilität.
Der GLB verweist zur Pendlerthematik auch auf die Erkenntnis einer Arbeiterkammer-Studie auf, wonach Pendeln depressiv und krank macht. Laut dieser Studie sind über 170.000 Beschäftigte dabei mehr als zwei Stunden unterwegs. Als Belastung und Stressfaktoren werden dabei oftmaliges Umsteigen, nicht abgestimmte Fahrpläne, lange Wartezeiten, zu große Intervalle und Verspätungen von Bus und Bahn sowie von AutofahrerInnen immer längere Staus empfunden.
Als Grundfrage im Zusammenhang mit den Belastungen durch den Pendelverkehr sieht der GLB jedoch die immer stärker verlangte totale Mobilität der Arbeitskräfte, die sich EU-weit auf die vier Grundfreiheiten, das Binnenmarkt-Konzept und das Dogma des Wettbewerbs stützt: „Waren früher Wohnort und Arbeitsort räumlich mehr oder weniger identisch, so werden heute stundenlange Fahrten zum und vom Arbeitsplatz ans normal empfunden. Dass die Betroffenen dabei viele Stunden ihrer Zeit unbezahlt verlieren, wird meist verdrängt“, so GLB-Bundesvorsitzende Karin Antlanger.
Durch die immer stärker verlangte Flexibilisierung und die damit verbundene Zertrümmerung einheitlicher Arbeitszeiten verstärkt sich der Druck auch für PendlerInnen, weil das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln mit den Anforderungen der Wirtschaft nicht mithalten kann und vor allem der Individualverkehr verstärkt wird.
Durch angeblich ökonomische Zwänge und unter Zugrundelegung falscher Prioritäten erfolgt immer weniger einer sinnvollen Abstimmung von Arbeitsplätzen und Wohnorten die darüber hinaus Bildung, Freizeit und Einkauf Rechnung trägt. Durch die Zerschlagung der Verstaatlichten und die hemmungslose Privatisierungspolitik fehlt zunehmend auch jede politische Gestaltungsmöglichkeit durch eine sinnvolle Strukturpolitik Arbeitsplätze dort zu schaffen wo die Menschen wohnen: „Das Dogma einer unbeschränkten Mobilität erweist sich demnach ebenso wie das eines totalen Wettbewerbs immer mehr als kontraproduktiv für die Lebensqualität der Menschen“, so Antlanger abschließend.