Vom Risiko, eine Frau zu sein
- Samstag, 24. Februar 2007 @ 07:26
Von Dagmar Schulz
Das Jahr 2007 hat die EU-Kommission zum Jahr der Chancen-Gleichheit proklamiert. Niemand soll auf Grund seines Geschlechts, seiner Rasse, seiner ethnischen Herkunft, seiner Religion oder Weltanschauung, seiner Behinderung, seines Alters oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Soweit das Programm. Seit 2003 legt die EU-Kommission außerdem jährlich einen Bericht über die Gleichstellung von Männern und Frauen vor. Beim Frühjahrsgipfel im vorigen Jahr haben die Staats- und Regierungs-Chefs einen Pakt für die Gleichstellung der Geschlechter geschlossen.Soweit die Theorie.
Und die Realität? Die beweist beinhart, dass es vor allem und zuerst einmal eine "Behinderung" ist, weiblich zu sein - zumindest was das Berufsleben und das Existieren in der freien Marktwirtschaft betrifft.
Frauen sind von Armut stärker bedroht als Männer, Frauen verdienen weniger als Männer, Frauen haben am Arbeitsmarkt einen schwierigeren Stand als Männer. Das zeigt der neue Bericht der EU-Kommission, der heute den EU-Sozialministern in Brüssel vorgelegt wird.
Der Bericht der EU-Kommission bringt es auf den Punkt:
Der Neoliberalismus "funktioniert" zu Lasten der Frauen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind nach wie vor gravierend. Beispiel Arbeitsmarkt: Hier ist zwar die Frauen-Beschäftigungsquote im EU-Durchschnitt in den vergangenen zwölf Jahren kontinuierlich gestiegen und der Abstand zur Beschäftigungsquote bei Männern gesunken.ABER: Frauen arbeiten viel öfter Teilzeit.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich außerdem ein differenzierteres Bild:
Bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren geht die Beschäftigungsquote um 15 Prozent zurück, wenn sie Kinder zu versorgen haben. Bei Vätern hingegen steigt die Beschäftigungsrate um sechs Prozent. Auch die Forderung nach Flexibilität der Arbeitskräfte betrifft Frauen und Männer nicht gleichermaßen. Fast jede dritte Frau in der EU verrichtet Teilzeitarbeit, bei Männern ist es hingegen nur jeder vierzehnte.
In Österreich ist dieser Unterschied noch größer. 40 Prozent aller Frauen arbeiten Teilzeit, hingegen nur 6,5 Prozent der Männer. Ein Ungleichgewicht, das nicht auf persönliche Vorlieben hindeutet, heißt es im Bericht der EU-Kommission.
Ernüchternd stellt der Bericht auch fest, dass die Bedeutung so genannter "typischer" Frauenberufe nicht abgenommen hat. Vier von zehn Arbeitnehmerinnen in der EU sind in der öffentlichen Verwaltung, im Bildungs- und Gesundheitswesen und im Sozialbereich tätig, nahezu die Hälfte sind Schreibkräfte, Verkäuferinnen oder Arbeiterinnen mit geringer oder keinerlei Qualifikation.
Auch die Einkommensschere ist weiter evident. Vergleicht man den durchschnittlichen Stundenlohn in der EU, so erhalten Frauen um fünfzehn Prozent weniger als Männer. In Österreich ist dieser Einkommensunterschied sogar noch höher. Laut Bericht der EU-Kommission liegt der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen in Österreich um achtzehn Prozent unter dem der Männer.
Die Empfehlung der EU-Kommission lautet sehr lapidar: Am Arbeitsmarkt müssen die Geschlechterunterschiede beseitigt werden. Nur dann könne das Produktivitätspotential in vollem Umfang genützt werden. Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben seien auch notwendig, um die demographischen Herausforderungen zu bewältigen. Dazu sei etwa der Ausbau von Kinder-Betreuungseinrichtungen notwendig.(Nun, die EU ist in erster Linie ein Instrument der neoliberalen Wirtschaftsordnung.)
Wie lange sollen noch die Frauen die Drecksarbeit machen (siehe "Frauenberufe") und dafür auch noch schlechter behandelt, eher gefeuert und lausig entlohnt werden? Wie lange sollen die Frauen nebenbei noch den unbezahlten, tertiären Sektor der Wirtschaft (Pflege der Kinder und Alten, Haushalt und Reproduktion) bedienen, ohne den der erste und zweite Sektor nicht funktionieren? Wie lange wird es noch ein Lebensrisiko sein, der größten Gruppe der von den anderen an ihrer Lebensentfaltung behinderten anzugehören, den Frauen?
Quelle: http://logo.kpoe.at
Das Jahr 2007 hat die EU-Kommission zum Jahr der Chancen-Gleichheit proklamiert. Niemand soll auf Grund seines Geschlechts, seiner Rasse, seiner ethnischen Herkunft, seiner Religion oder Weltanschauung, seiner Behinderung, seines Alters oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Soweit das Programm. Seit 2003 legt die EU-Kommission außerdem jährlich einen Bericht über die Gleichstellung von Männern und Frauen vor. Beim Frühjahrsgipfel im vorigen Jahr haben die Staats- und Regierungs-Chefs einen Pakt für die Gleichstellung der Geschlechter geschlossen.Soweit die Theorie.
Und die Realität? Die beweist beinhart, dass es vor allem und zuerst einmal eine "Behinderung" ist, weiblich zu sein - zumindest was das Berufsleben und das Existieren in der freien Marktwirtschaft betrifft.
Frauen sind von Armut stärker bedroht als Männer, Frauen verdienen weniger als Männer, Frauen haben am Arbeitsmarkt einen schwierigeren Stand als Männer. Das zeigt der neue Bericht der EU-Kommission, der heute den EU-Sozialministern in Brüssel vorgelegt wird.
Der Bericht der EU-Kommission bringt es auf den Punkt:
Der Neoliberalismus "funktioniert" zu Lasten der Frauen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind nach wie vor gravierend. Beispiel Arbeitsmarkt: Hier ist zwar die Frauen-Beschäftigungsquote im EU-Durchschnitt in den vergangenen zwölf Jahren kontinuierlich gestiegen und der Abstand zur Beschäftigungsquote bei Männern gesunken.ABER: Frauen arbeiten viel öfter Teilzeit.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich außerdem ein differenzierteres Bild:
Bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren geht die Beschäftigungsquote um 15 Prozent zurück, wenn sie Kinder zu versorgen haben. Bei Vätern hingegen steigt die Beschäftigungsrate um sechs Prozent. Auch die Forderung nach Flexibilität der Arbeitskräfte betrifft Frauen und Männer nicht gleichermaßen. Fast jede dritte Frau in der EU verrichtet Teilzeitarbeit, bei Männern ist es hingegen nur jeder vierzehnte.
In Österreich ist dieser Unterschied noch größer. 40 Prozent aller Frauen arbeiten Teilzeit, hingegen nur 6,5 Prozent der Männer. Ein Ungleichgewicht, das nicht auf persönliche Vorlieben hindeutet, heißt es im Bericht der EU-Kommission.
Ernüchternd stellt der Bericht auch fest, dass die Bedeutung so genannter "typischer" Frauenberufe nicht abgenommen hat. Vier von zehn Arbeitnehmerinnen in der EU sind in der öffentlichen Verwaltung, im Bildungs- und Gesundheitswesen und im Sozialbereich tätig, nahezu die Hälfte sind Schreibkräfte, Verkäuferinnen oder Arbeiterinnen mit geringer oder keinerlei Qualifikation.
Auch die Einkommensschere ist weiter evident. Vergleicht man den durchschnittlichen Stundenlohn in der EU, so erhalten Frauen um fünfzehn Prozent weniger als Männer. In Österreich ist dieser Einkommensunterschied sogar noch höher. Laut Bericht der EU-Kommission liegt der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen in Österreich um achtzehn Prozent unter dem der Männer.
Die Empfehlung der EU-Kommission lautet sehr lapidar: Am Arbeitsmarkt müssen die Geschlechterunterschiede beseitigt werden. Nur dann könne das Produktivitätspotential in vollem Umfang genützt werden. Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben seien auch notwendig, um die demographischen Herausforderungen zu bewältigen. Dazu sei etwa der Ausbau von Kinder-Betreuungseinrichtungen notwendig.(Nun, die EU ist in erster Linie ein Instrument der neoliberalen Wirtschaftsordnung.)
Wie lange sollen noch die Frauen die Drecksarbeit machen (siehe "Frauenberufe") und dafür auch noch schlechter behandelt, eher gefeuert und lausig entlohnt werden? Wie lange sollen die Frauen nebenbei noch den unbezahlten, tertiären Sektor der Wirtschaft (Pflege der Kinder und Alten, Haushalt und Reproduktion) bedienen, ohne den der erste und zweite Sektor nicht funktionieren? Wie lange wird es noch ein Lebensrisiko sein, der größten Gruppe der von den anderen an ihrer Lebensentfaltung behinderten anzugehören, den Frauen?
Quelle: http://logo.kpoe.at