Bärendienst der Gewerkschaft für Handelsbeschäftigte
- Mittwoch, 31. Januar 2007 @ 10:39
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Die Gewerkschaft leistet den Betroffenen einen schlechten Dienst, wenn sie sich recht bereitwillig auf diese Verlängerung der Öffnungszeiten einläßt und lediglich bessere Rahmenbedingungen verlangt. Bezeichnerweise ist diese Maßnahme ein Bestandteil des Kapitales Arbeit und Wirtschaft, das als Vorschlag der Sozialpartner direkt in das Koalitionsabkommens übernommen wurde: „Die Interessen der Beschäftigten im Handel wurden somit durch eine konzertierte Aktion von Wirtschaftskammer und Gewerkschaftsführung geopfert“, kritisiert Antlanger. Es ist bezeichnend, dass jetzt Verschlechterungen Verschlechterungen für viele Frauen im Handel erfolgen, die Langzeit-Minister Bartenstein während der sieben Jahre schwarzblau/oranger Regierung nicht durchsetzen konnte.
Die Realität im Handel sind geringe Entlohnung, unregelmäßige Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit, ungenügende Kinderbetreuung und fehlende Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Die Ausweitung bis 21 Uhr ist auch verkehrspolitisch kontraproduktiv, da um diese Zeit die öffentlichen Verkehrsmittel nur mehr sporadisch verkehren und daher der Individualverkehr noch mehr verstärkt wird.
„Anstatt die Öffnungszeiten noch weiter auszudehnen müssten im Handel mehr Vollzeitarbeitsplätze geschaffen und die Entlohnung verbessert werden“, fordert Antlanger. Auch müssten die großen Einkaufszentren verpflichtet werden Betriebskindergärten einzurichten und durch Parkplatzabgabe zur Finanzierung des öffentlichen Verkehrs beizutragen.
Auch wenn eine Sonntags- oder durchgehende Nachtöffnung derzeit in Abrede gestellt wird, werden die seit Jahren diesbezüglich vorhandenen Vorstöße der Extremliberalisierer und der Handelskonzerne weitergehen, befürchtet der GLB. Mit der Forderung nach einem Einkaufen rund um die Uhr geht es aber auch darum einen jederzeit verfügbaren „Homo Konsumiensis“ zu schaffen, weil letztlich auch die Bereitschaft zum Arbeiten rund um die Uhr verbunden ist. Mit der vielzitierten Lebensqualität hat das freilich nichts zu tun.