Nur ein Spiel – oder bitterer Ernst?
- Donnerstag, 25. Januar 2007 @ 12:23
Betriebsrat spielen. Nicht um Kapitalgewinne wie bei „Monopoly“, „dkt“, „Trust“ und anderen Klassikern der Würfel-Gewinn-Verlust-Spiele geht es beim kürzlich von der Gewerkschaft VIDA vorgestellten Betriebsrats-Spiel „fair-play“*) mit dem Untertitel „Gerechtigkeit am Arbeitsplatz“. Es geht um den Gewinn von Betriebsratsmandaten, von Gewerkschaftsmitgliedern, von günstigen Bankkrediten für die KollegInnen. Es geht allerdings nicht um den Gewinn des Unternehmens. Doch der Reihe nach: Mit dem Würfel tauchen die TeilnehmerInnen in die Welt der Betriebsdemokratie, der Kollektivverträge und der Sozialgesetzgebung ein und gewinnen zweifellos Interesse: für den sozialen Hintergrund ihrer Arbeitswelt; für das (erkämpfte!) Recht, Kollektivverträge und Betriebsvereinbarungen abzuschließen; für die (erkämpften!) Arbeitszeitgesetze; für die Wahrung von Gesundheit und Unfallschutz wie auf viele andere Rahmenbedingungen ihrer Arbeitswelt. Es werden gewiss auch Diskussionen ausgelöst, was mit all den Rechten schon geschehen ist und von wem sie bedroht werden, was ein Betriebsrat sein muss oder sein könnte usw.
Es gibt nix, wo nix fehlt. Nachdem im Spiel die Gesetze und Verträge einfach da sind, wird keine Konfliktsituation simuliert, in der sich KollegInnen oder Betriebsratsmitglieder etwa an die Gewerkschaft, an die Rechtsabteilung der AK, an das Arbeitsinspektorat usw. wenden müssten. Es kommen keine No-na-Fragen über Druckmassnahmen gegenüber dem Unternehmen, wenn sich der Betriebsrat nicht durchsetzen kann. Und das ist sogar für ein Spiel zuwenig. Den Ernstfall mögen alle SpielerInnen bei nächster Gelegenheit austesten, wenn sie z.B. mit den neuen Arbeitszeitregelungen nicht einverstanden sind. Oder gar wenn sie hören, welche Supergewinne der Konzern gemacht hat, während er noch immer Leistungsverdichtung, Arbeitszeit“flexibilität“, Lohnraub und Sozialabbau diktiert. Oder wenn es die Profitkette von den kleinen Zulieferbetrieben und Subunternehmen bis zum Weltkonzern zu durchschauen gilt.
Alles, was an Finanzthemen angesprochen wird, von der Führung einer Betriebsratskasse bis zum Vorsorgemodell für die KollegInnen, wird mit dem Hinweis auf das Service von BAWAG-PSK behandelt. Na gut, sie hat ebenso wie der ÖGB-Verlag und andere die Herstellung des Spiels ermöglicht. Da war sie noch die Bank des ÖGB. Jetzt gehört sie einem Fonds, der die Aufgabe hat, vorwiegend amerikanische Bürger mit möglichst hohen Renditen für ihre Einlagen zu beglücken. Die werden es fair finden, wenn nun auch aus Österreich und in der Folge aus den BAWAG-PSK-Töchtern in Süd-Ost-Europa saftige Zinsen zu ihren Vermögen strömen. Also wieder das gute, alte Monopoly…
Man sieht, das Spiel regt Denken an. Und so soll es auch genutzt werden: um Diskussionen für die „faire“ Auseinandersetzung zwischen Arbeit und Kapital herbeizuführen; Konflikte zu erkennen und ihre Lösung zu suchen; die Rechte und Gesetze auszuschöpfen und deren Verbesserung zu erkämpfen statt der „Kompromisse“ bei Verschlechterungen. Dann kann das Spiel Menschen motivieren, Verantwortung im Ringen um „Demokratie und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz“ (VIDA-Vorsitzender Kaske) zu übernehmen.
Hubert Schmiedbauer
„Fair-play“ – Arbeitswelt als Würfelspiel, Idee & Konzept: Günther Harapatt. Produktion: Freyspiel. Vertrieb: ÖGB-Verlag. Preis: 29 Euro
Es gibt nix, wo nix fehlt. Nachdem im Spiel die Gesetze und Verträge einfach da sind, wird keine Konfliktsituation simuliert, in der sich KollegInnen oder Betriebsratsmitglieder etwa an die Gewerkschaft, an die Rechtsabteilung der AK, an das Arbeitsinspektorat usw. wenden müssten. Es kommen keine No-na-Fragen über Druckmassnahmen gegenüber dem Unternehmen, wenn sich der Betriebsrat nicht durchsetzen kann. Und das ist sogar für ein Spiel zuwenig. Den Ernstfall mögen alle SpielerInnen bei nächster Gelegenheit austesten, wenn sie z.B. mit den neuen Arbeitszeitregelungen nicht einverstanden sind. Oder gar wenn sie hören, welche Supergewinne der Konzern gemacht hat, während er noch immer Leistungsverdichtung, Arbeitszeit“flexibilität“, Lohnraub und Sozialabbau diktiert. Oder wenn es die Profitkette von den kleinen Zulieferbetrieben und Subunternehmen bis zum Weltkonzern zu durchschauen gilt.
Alles, was an Finanzthemen angesprochen wird, von der Führung einer Betriebsratskasse bis zum Vorsorgemodell für die KollegInnen, wird mit dem Hinweis auf das Service von BAWAG-PSK behandelt. Na gut, sie hat ebenso wie der ÖGB-Verlag und andere die Herstellung des Spiels ermöglicht. Da war sie noch die Bank des ÖGB. Jetzt gehört sie einem Fonds, der die Aufgabe hat, vorwiegend amerikanische Bürger mit möglichst hohen Renditen für ihre Einlagen zu beglücken. Die werden es fair finden, wenn nun auch aus Österreich und in der Folge aus den BAWAG-PSK-Töchtern in Süd-Ost-Europa saftige Zinsen zu ihren Vermögen strömen. Also wieder das gute, alte Monopoly…
Man sieht, das Spiel regt Denken an. Und so soll es auch genutzt werden: um Diskussionen für die „faire“ Auseinandersetzung zwischen Arbeit und Kapital herbeizuführen; Konflikte zu erkennen und ihre Lösung zu suchen; die Rechte und Gesetze auszuschöpfen und deren Verbesserung zu erkämpfen statt der „Kompromisse“ bei Verschlechterungen. Dann kann das Spiel Menschen motivieren, Verantwortung im Ringen um „Demokratie und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz“ (VIDA-Vorsitzender Kaske) zu übernehmen.
Hubert Schmiedbauer
„Fair-play“ – Arbeitswelt als Würfelspiel, Idee & Konzept: Günther Harapatt. Produktion: Freyspiel. Vertrieb: ÖGB-Verlag. Preis: 29 Euro