Frauen sind anders krank
- Sonntag, 14. Januar 2007 @ 16:20
Caroline Schwarzacher und Ursula Brandauer studieren Psychologie und schreiben eine Diplomarbeit mit dem Arbeitstitel „Schmerzbeschreibung, Krankheitserleben und Gesundheitskonzepte im Gendervergleich.“ Ursula Lang hat ihnen dazu einige Fragen gestellt. Lang: Wie seid ihr auf die Idee gekommen über dieses Thema eine Diplomarbeit zu schreiben?
Brandauer: Wir besuchten ein Seminar bei dem es um das unterschiedliche Redeverhalten von Männern und Frauen ging. Es ist eine Tatsache, dass Männer bei Diskussionen viel öfter und länger reden als Frauen und das sie auch öfter Frauen beim Reden unterbrechen.
Schwarzacher: Wir haben damals auch einen Artikel von Candace West gelesen, in dem sie beschrieb, dass Ärzte mit Patienten und Patientinnen anders sprechen als Ärztinnen. Andererseits beschreiben Frauen ihre Symptome beim Arzt ganz anders als Männer.
Brandauer: Die Leiterin des Ludwig Bolzmann Institutes für kardiologische Geschlechterforschung und Leiterin des Frauengesundheitsbüros des Landes Tirol stellte bei ihrer Arbeit als Kardiologin in der Innsbrucker Universitätsklinik fest, dass Frauen häufiger an Herzerkrankungen starben als Männer. Der Grund dafür war, das Frauen die Symptome der verschiedenen Herzerkrankungen anders wahrnehmen als Männer, und diese Beschwerden daher den Ärzten auch anders schildern. Oft wurden die geschilderten Beschwerden als psychovegetative Störungen diagnostiziert, und die Patientinnen kamen erst mit großer Verspätung ins Krankenhaus.
Lang: Was sind die wesentlich Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten, bei der Behandlung ihrer Patienten und Patientinnen?
Brandauer: Ärztinnen lassen meist die Patienten und Patientinnen ihre Symptome so schildern, wie sie diese spüren, ihre männlichen Kollegen stellen meist gezielte Fragen und erwarten darauf kurze Antworten.
Lang: Haben manche Frauen bei Ärzten das Gefühl, dass sie von ihnen nicht verstanden werden?
Schwarzacher: Ja, natürlich. Es ist eine Tatsache dass Frauen wesentlich öfter Psychopharmaka verschrieben bekommen als Männer, weil ihre Beschwerden falsch interpretiert werden.
Brandauer: Das ist auch oft ein Grund warum sie zu Alternativmedizinern oder Heilpraktiker gehen, die sie selbst bezahlen müssen. In der Alternativmedizin und auch bei den Heilpraktikern ist das Gespräch mit den Patienten der Grundstock für eine Behandlung.
Schwarzacher: Frauen und Männer haben unterschiedliche Lebensläufe und Lebensbedingungen. Sie haben geschlechtsabhängig unterschiedliche Gesundheitsrisiken und unterschiedliche Krankheiten und gesundheitliche Einschränkungen, d.h. die Krankheiten zeigen unterschiedliche Symptome. Frauen und Männer haben auch unterschiedliche Gesundheitskonzepte. Für Männer bedeutet Gesundheit die „Abwesenheit von Krankheit“. Frauen sehen das differenzierter, sie beschreiben Gesundheit mit „Wohlbefinden“ dazu gehört die Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt und in einzelnen Lebensbereichen. Frauen reagieren auf körperliche und psychische Beeinträchtigungen sensibler haben ein ausgeprägteres Vorsorgedenken und sind eher an der Erhaltung ihrer Gesundheit interessiert. Männer denken eher an eine Schadensbehebung.
Lang: Was ist die Schlussfolgerung daraus, was muss sich in der Medizin ändern?
Schwarzacher: Zuerst muss es eine geschlechtersensible Gesundheitsforschung geben, die das Verständnis für weibliche und männliche Lebenssituationen in die ärztlich Versorgung und Gesundheitsinformation mit einbezieht und die geschlechterspezifischen Aspekte integriert.
Brandauer: Es gibt heute an den Universitäten bereits mehr Frauen die Medizin studieren und in den Krankenhäusern arbeiten mehr Turnusärztinnen als Turnusärzte. Wenn es aber um die berufliche Karriere geht dann werden noch immer die Männer bevorzugt behandelt. Es ist höchste Zeit, dass bei der Besetzung von leitenden Stellen im medizinischen Bereich die Ärztinnen gleichberechtigt sind.
Lang: Vielen Dank für das Gespräch.
Brandauer: Wir besuchten ein Seminar bei dem es um das unterschiedliche Redeverhalten von Männern und Frauen ging. Es ist eine Tatsache, dass Männer bei Diskussionen viel öfter und länger reden als Frauen und das sie auch öfter Frauen beim Reden unterbrechen.
Schwarzacher: Wir haben damals auch einen Artikel von Candace West gelesen, in dem sie beschrieb, dass Ärzte mit Patienten und Patientinnen anders sprechen als Ärztinnen. Andererseits beschreiben Frauen ihre Symptome beim Arzt ganz anders als Männer.
Brandauer: Die Leiterin des Ludwig Bolzmann Institutes für kardiologische Geschlechterforschung und Leiterin des Frauengesundheitsbüros des Landes Tirol stellte bei ihrer Arbeit als Kardiologin in der Innsbrucker Universitätsklinik fest, dass Frauen häufiger an Herzerkrankungen starben als Männer. Der Grund dafür war, das Frauen die Symptome der verschiedenen Herzerkrankungen anders wahrnehmen als Männer, und diese Beschwerden daher den Ärzten auch anders schildern. Oft wurden die geschilderten Beschwerden als psychovegetative Störungen diagnostiziert, und die Patientinnen kamen erst mit großer Verspätung ins Krankenhaus.
Lang: Was sind die wesentlich Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten, bei der Behandlung ihrer Patienten und Patientinnen?
Brandauer: Ärztinnen lassen meist die Patienten und Patientinnen ihre Symptome so schildern, wie sie diese spüren, ihre männlichen Kollegen stellen meist gezielte Fragen und erwarten darauf kurze Antworten.
Lang: Haben manche Frauen bei Ärzten das Gefühl, dass sie von ihnen nicht verstanden werden?
Schwarzacher: Ja, natürlich. Es ist eine Tatsache dass Frauen wesentlich öfter Psychopharmaka verschrieben bekommen als Männer, weil ihre Beschwerden falsch interpretiert werden.
Brandauer: Das ist auch oft ein Grund warum sie zu Alternativmedizinern oder Heilpraktiker gehen, die sie selbst bezahlen müssen. In der Alternativmedizin und auch bei den Heilpraktikern ist das Gespräch mit den Patienten der Grundstock für eine Behandlung.
Schwarzacher: Frauen und Männer haben unterschiedliche Lebensläufe und Lebensbedingungen. Sie haben geschlechtsabhängig unterschiedliche Gesundheitsrisiken und unterschiedliche Krankheiten und gesundheitliche Einschränkungen, d.h. die Krankheiten zeigen unterschiedliche Symptome. Frauen und Männer haben auch unterschiedliche Gesundheitskonzepte. Für Männer bedeutet Gesundheit die „Abwesenheit von Krankheit“. Frauen sehen das differenzierter, sie beschreiben Gesundheit mit „Wohlbefinden“ dazu gehört die Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt und in einzelnen Lebensbereichen. Frauen reagieren auf körperliche und psychische Beeinträchtigungen sensibler haben ein ausgeprägteres Vorsorgedenken und sind eher an der Erhaltung ihrer Gesundheit interessiert. Männer denken eher an eine Schadensbehebung.
Lang: Was ist die Schlussfolgerung daraus, was muss sich in der Medizin ändern?
Schwarzacher: Zuerst muss es eine geschlechtersensible Gesundheitsforschung geben, die das Verständnis für weibliche und männliche Lebenssituationen in die ärztlich Versorgung und Gesundheitsinformation mit einbezieht und die geschlechterspezifischen Aspekte integriert.
Brandauer: Es gibt heute an den Universitäten bereits mehr Frauen die Medizin studieren und in den Krankenhäusern arbeiten mehr Turnusärztinnen als Turnusärzte. Wenn es aber um die berufliche Karriere geht dann werden noch immer die Männer bevorzugt behandelt. Es ist höchste Zeit, dass bei der Besetzung von leitenden Stellen im medizinischen Bereich die Ärztinnen gleichberechtigt sind.
Lang: Vielen Dank für das Gespräch.