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Zurückhaltung bringt keine Sicherheit für Arbeitsplätze

  • Donnerstag, 2. November 2006 @ 11:39
News Für einen offensiven Kurs bei den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen für die Metallbranche tritt die Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB) ein. Auf das Unternehmerangebot von 2,3 Prozent plus eine Einmalzahlung – die bekanntlich nicht für die künftige Lohnentwicklung wirksam würde – muss mit einer Gewerkschaftsforderung entgegnet werden, die sowohl eine Inflationsabgeltung als einen möglichst großen Anteil am Produktivitätswachstum beinhaltet. Während die Inflation für 2006 mit 1,6 Prozent etwas niedriger als im Vorjahr ist, hat sich das Produktivitätswachstum mit 2,9 Prozent gut entwickelt. Im Jahre 2005 wurde ein Abschluss von 3,1 Prozent Lohn- bzw. Gehaltserhöhung ausgehandelt. Statt um den heißen Brei herumzureden und hinter verschlossenen Türen mit der Unternehmerseite zu mauscheln sollten die verhandelnden Gewerkschaften GMTN und GPA daher eine klare und für alle Betroffenen verständliche Forderung stellen. Sie können sich dabei auf Rückendeckung durch Betriebsversammlungen in 500 Betrieben berufen.

Die seit vielen Jahren sinkende Lohnquote und die Stagnation der Realeinkommen bei gleichzeitig explodierenden Gewinnen dokumentieren, dass die Lohnpolitik als „Kerngeschäft“ der Gewerkschaften in den letzten Jahren viel zu defensiv war: „Die von den Lohnabhängigen immer wieder geforderte Zurückhaltung zugunsten der Sicherheit der Arbeitsplätze ist keinen Pfifferling wert“, meint GLB-Bundesvorsitzende Karin Antlanger. Beispiele dafür liefern MAN in Steyr, wo trotz einem erwarteten Rekordjahr bei Produktion, Umsatz und Gewinn 190 Arbeitsplätze vernichtet werden oder GEA in Gaspoltshofen, wo die 50-Stundenwoche eingeführt werden soll.

Mit einem falschen Verständnis von „Reform“ hat sich der ÖGB auch beim Thema Arbeitszeit in einer fatalen Weise auf das Unternehmer-Credo der Flexibilisierung – im Klartext Ausdehnung ohne Überstundenzuschläge – eingelassen. Das Ergebnis ist, dass der ÖGB zwar seit 1987 regelmäßig die 35-Stundenwoche verlangt, praktisch aber Österreich heute mit 44,3 Stunden die längste reale Wochenarbeitszeit der EU aufweist.