Unwissenschaftlicher Nachtrag
- Mittwoch, 12. Juli 2006 @ 13:23
Von Wolfgang Hösl
8. Juni 2006: „1,5 Milliarden Euro Kriegskassa", jubelt das oberösterreichische Zentralorgan für gute Nachrichten. Die privatisierte Voest häuftelt die Gewinne der letzten Jahre. Kriegskassa statt Beteiligung der mehrwertschöpfenden Arbeiter und Arbeiterinnen am Arbeitsertrag. Oder gar der Gesellschaft. Aller Österreicher und Österreicherinnen, nicht nur der Aktionäre.
9. Juni 2006: Symposion im Wagner-Jauregg-Krankenhaus: „Jugend im Aufbruch". Viel versprechender Optimismus, wie immer im Schöny-Pühringer-Landl. Im Facheinleitungsreferat des Herrn Prof. Dr. Poustka, eines geborenen Wieners, in Frankfurt zu Ehren gekommen, kommt es aber, wie es kommen muss, wenn Psychiater zu Wort kommen: „Umwelt-Genetik-Interaktionen am Beispiel von Aggressionen im Kindesalter", eine beispiellos autoritäre Tour de Force quer durch den internationalen Gemüsegarten dubioser „Zwiilingsforschung" (u.a. Dr. Mengeles Lieblingsmethode in Auschwitz). Um zu beweisen: ja, das „GEN" und die Psychiatrie und die Notwendigkeit.
Im Fachabschlussreferat des Herrn Prof. Dr. Bacher, Linzer Soziologe, dann das Resümee vielfacher Studien zur Lage der Jugendlichen in Österreich, auch im schönen Oberösterreich: Objektiv in den letzten Jahren zunehmend feststellbare eingeschränkte, also verwehrte Lebenschancen, also objektiv wie subjektiv festgehaltenes eingeschränktes, verwehrtes Lebensrecht Jugendlicher. Und: Erschreckende Zunahme von Ausländerfeindlichkeit speziell von Jugendlichen. Und: Von Existenzangst.
Der Skandal der „Forschung" um „Ursachenfindung" aggressiven Verhaltens, cui bono? Klammheimliche (Wieder)eroberung des Marktes der Regulierung des „devianten" Verhaltens durch die Medizin, sprich die Psychiatrie. Schöny sprach vom langen Kampf seiner Zunft, bis endlich auch in Linz der Jugend das Recht auf die (Jugend)psychiatrie zuteil wurde. Fünf Jahre Jubel jetzt. Und nicht klammheimlich, nein, offensiv, das einfrieren, sogar die Minderung des Gesellschaftsvermögens für (psycho)soziale Projekte und Investitionen.
Eine bewusst kalkulierte politische Rechtssteuerung. Kriegskassa auf der einen Seite. die (psycho)sozio-politische Akkumulierung für eine Kriegerei auf der anderen Seite.
Wolfgang Hösl ist Sozialarbeiter bei EXIT-sozial Linz
8. Juni 2006: „1,5 Milliarden Euro Kriegskassa", jubelt das oberösterreichische Zentralorgan für gute Nachrichten. Die privatisierte Voest häuftelt die Gewinne der letzten Jahre. Kriegskassa statt Beteiligung der mehrwertschöpfenden Arbeiter und Arbeiterinnen am Arbeitsertrag. Oder gar der Gesellschaft. Aller Österreicher und Österreicherinnen, nicht nur der Aktionäre.
9. Juni 2006: Symposion im Wagner-Jauregg-Krankenhaus: „Jugend im Aufbruch". Viel versprechender Optimismus, wie immer im Schöny-Pühringer-Landl. Im Facheinleitungsreferat des Herrn Prof. Dr. Poustka, eines geborenen Wieners, in Frankfurt zu Ehren gekommen, kommt es aber, wie es kommen muss, wenn Psychiater zu Wort kommen: „Umwelt-Genetik-Interaktionen am Beispiel von Aggressionen im Kindesalter", eine beispiellos autoritäre Tour de Force quer durch den internationalen Gemüsegarten dubioser „Zwiilingsforschung" (u.a. Dr. Mengeles Lieblingsmethode in Auschwitz). Um zu beweisen: ja, das „GEN" und die Psychiatrie und die Notwendigkeit.
Im Fachabschlussreferat des Herrn Prof. Dr. Bacher, Linzer Soziologe, dann das Resümee vielfacher Studien zur Lage der Jugendlichen in Österreich, auch im schönen Oberösterreich: Objektiv in den letzten Jahren zunehmend feststellbare eingeschränkte, also verwehrte Lebenschancen, also objektiv wie subjektiv festgehaltenes eingeschränktes, verwehrtes Lebensrecht Jugendlicher. Und: Erschreckende Zunahme von Ausländerfeindlichkeit speziell von Jugendlichen. Und: Von Existenzangst.
Der Skandal der „Forschung" um „Ursachenfindung" aggressiven Verhaltens, cui bono? Klammheimliche (Wieder)eroberung des Marktes der Regulierung des „devianten" Verhaltens durch die Medizin, sprich die Psychiatrie. Schöny sprach vom langen Kampf seiner Zunft, bis endlich auch in Linz der Jugend das Recht auf die (Jugend)psychiatrie zuteil wurde. Fünf Jahre Jubel jetzt. Und nicht klammheimlich, nein, offensiv, das einfrieren, sogar die Minderung des Gesellschaftsvermögens für (psycho)soziale Projekte und Investitionen.
Eine bewusst kalkulierte politische Rechtssteuerung. Kriegskassa auf der einen Seite. die (psycho)sozio-politische Akkumulierung für eine Kriegerei auf der anderen Seite.
Wolfgang Hösl ist Sozialarbeiter bei EXIT-sozial Linz