Mehrleistung, aber Soziales verschwunden
- Samstag, 24. Juni 2006 @ 16:04
Von Karl Russheim
Karl Russheim, als GLB-Betriebsrat und Gewerkschafter weit über die Steiermark hinaus bekannt, hat Jahrzehnte in Donawitz gearbeitet – wie schon sein Vater und sein Großvater. Wir bringen hier einige seiner Erfahrungen und Vergleiche über die Lage der Beschäftigten. „Unsere Fraktion hatte bei den Arbeitern bis 1951 und bei den Angestellten bis 1955 die Mehrheit. Donawitz zahlte die höchsten Löhne in Österreich, das hatte Auswirkungen auf die übrige Industrie – sie musste auch anständige Löhne zahlen, sonst hätte n sie nicht genug Arbeitskräfte bekommen.“
„Beim Hochofen – mit Vierofenbetrieb – haben wir 680 Beschäftigte gehabt. Die vier Öfen brachten an die 800.000 Tonnen Roheisen im Jahr. Beim Hochofen sind jetzt 120 Beschäftigte. Jahresproduktion 1,2 Millionen Tonnen. Modernste Technologie. Unheimliche Einsparungen auf Kosten der Belegschaft. Früher beim großen Ofen neun Mann pro Schicht. Maximal zwei Abstiche in acht Stunden, einer hat an die drei Stunden gedauert. Danach hat die Belegschaft Hitzepause gehabt. Die Aufenthaltsräume waren sauber, Jausen, Kühlschränke usw. Gesessen bis nächster Abstich war.
Heute arbeiten beim selben Ofen drei Kollegen. Der Ofen wird nicht mehr zugemacht, brennt und rinnt ständig. Die Rinnen werden nicht mehr repariert, sondern ausgetauscht. Es stehen die Reserverinnen bereit... Keine Jausenpause mehr. Keine Hitzepausen über die KV-Regelungen hinaus.
Für das Werksbad haben wir zwölf Badewärter gehabt, für jede Schicht vier. Dafür wurde ein Soziallohn gezahlt. Für Kollegen, die ausgeschunden waren, hat man Sozialarbeitsplätze zur Verfügung gestellt. Invalidenarbeitsplätze gibt es zwar nach wie vor, aber z.B. statt zwölf Eingängen (mit Portieren) gibt es nur mehr vier.
In der Werkstatt hatten wir sechs Zimmerer, denn es ist keine Reparatur irgendwo gemacht worden, wo sie nicht vorher ein Gerüst aufbauen mussten. Sonst wäre kein Schlosser oder Elektriker hinaufgestiegen. Heute haben sie ein Fahrzeug mit einem Tragkorb, der fährt hin, und es gibt keine eigenen Zimmerer beim Hochofen mehr, aber Zimmerer, die für das ganze Werk zuständig sind. Dann hatten wir sechs Maurer. Wenn die Rinnen stark beschädigt waren, mussten sie feuerfest ausgebessert werden. Aber die Maurer machten auch andere Arbeiten. Heute gibt es keinen einigen mehr, da wird eine Firma angefordert. Die meisten Aufträge gehen an Fremdfirmen. Das ist nicht nur beim Hochofen so, sondern im ganzen Werk.“
Eine Besonderheit in Donawitz waren die Werkswohnungen. „Es hat zum Bespiel über tausend alte Werkswohnungen gegeben. Zu den Wohnungen gab es ein Kohlendeputat. Die Alpine hatte ja die Bergbaue Seegraben, Fohnsdorf usw. 4200 Kilo Braunkohle bekam ein Arbeiter gratis. Deputate gibt es keine mehr, man kann verbilligte Kohle oder Koks kaufen.
Die KPÖ hat nach dem Krieg eine Wohnungsgenossenschaft Donawitz gegründet, die dann von der ÖVP geführt worden ist. Da haben das erste Mal in der Republik die Arbeiter zum Hausbauen angefangen. Die Gründe sind von der Alpine um 50 Groschen pro Quadratmeter an die Genossenschaft verkauft worden.
Die Firma hat Lasttransporte gemacht, zinsenfreie Kredite gegeben usw. Die nach dem Krieg gebauten Wohnungen wurden um acht Prozent vom Durchschnittslohn für Miete und Betriebskosten vergeben. In Trofaiach bekamen wir 2000 S Zuschuss, um die Miete auf zehn Prozent des Einkommens zu drücken. Die Wohnungen wurden von der GIWOG saniert und vermietet sie um die üblichen Preise. Die Zuschüsse vom Werk sind seit zehn Jahren weg.“
Der Weg zur Arbeit hat sich verändert. „Vor dem Krieg wohnten fast alle in Donawitz und Trofaiach. Dann brauchte man Arbeitskräfte aus der Umgebung, dafür gab es Gratis-Werksbusse für die Schichtarbeiter und Fahrtzuschüsse für mehr als fünf Kilometer Entfernung. Jetzt gibt es keine Fahrtkostenzuschüsse mehr. Die Eisenbahn Richtung Vordernberg ist weg.“
Hubert Schmiedbauer
Karl Russheim, als GLB-Betriebsrat und Gewerkschafter weit über die Steiermark hinaus bekannt, hat Jahrzehnte in Donawitz gearbeitet – wie schon sein Vater und sein Großvater. Wir bringen hier einige seiner Erfahrungen und Vergleiche über die Lage der Beschäftigten. „Unsere Fraktion hatte bei den Arbeitern bis 1951 und bei den Angestellten bis 1955 die Mehrheit. Donawitz zahlte die höchsten Löhne in Österreich, das hatte Auswirkungen auf die übrige Industrie – sie musste auch anständige Löhne zahlen, sonst hätte n sie nicht genug Arbeitskräfte bekommen.“
„Beim Hochofen – mit Vierofenbetrieb – haben wir 680 Beschäftigte gehabt. Die vier Öfen brachten an die 800.000 Tonnen Roheisen im Jahr. Beim Hochofen sind jetzt 120 Beschäftigte. Jahresproduktion 1,2 Millionen Tonnen. Modernste Technologie. Unheimliche Einsparungen auf Kosten der Belegschaft. Früher beim großen Ofen neun Mann pro Schicht. Maximal zwei Abstiche in acht Stunden, einer hat an die drei Stunden gedauert. Danach hat die Belegschaft Hitzepause gehabt. Die Aufenthaltsräume waren sauber, Jausen, Kühlschränke usw. Gesessen bis nächster Abstich war.
Heute arbeiten beim selben Ofen drei Kollegen. Der Ofen wird nicht mehr zugemacht, brennt und rinnt ständig. Die Rinnen werden nicht mehr repariert, sondern ausgetauscht. Es stehen die Reserverinnen bereit... Keine Jausenpause mehr. Keine Hitzepausen über die KV-Regelungen hinaus.
Für das Werksbad haben wir zwölf Badewärter gehabt, für jede Schicht vier. Dafür wurde ein Soziallohn gezahlt. Für Kollegen, die ausgeschunden waren, hat man Sozialarbeitsplätze zur Verfügung gestellt. Invalidenarbeitsplätze gibt es zwar nach wie vor, aber z.B. statt zwölf Eingängen (mit Portieren) gibt es nur mehr vier.
In der Werkstatt hatten wir sechs Zimmerer, denn es ist keine Reparatur irgendwo gemacht worden, wo sie nicht vorher ein Gerüst aufbauen mussten. Sonst wäre kein Schlosser oder Elektriker hinaufgestiegen. Heute haben sie ein Fahrzeug mit einem Tragkorb, der fährt hin, und es gibt keine eigenen Zimmerer beim Hochofen mehr, aber Zimmerer, die für das ganze Werk zuständig sind. Dann hatten wir sechs Maurer. Wenn die Rinnen stark beschädigt waren, mussten sie feuerfest ausgebessert werden. Aber die Maurer machten auch andere Arbeiten. Heute gibt es keinen einigen mehr, da wird eine Firma angefordert. Die meisten Aufträge gehen an Fremdfirmen. Das ist nicht nur beim Hochofen so, sondern im ganzen Werk.“
Eine Besonderheit in Donawitz waren die Werkswohnungen. „Es hat zum Bespiel über tausend alte Werkswohnungen gegeben. Zu den Wohnungen gab es ein Kohlendeputat. Die Alpine hatte ja die Bergbaue Seegraben, Fohnsdorf usw. 4200 Kilo Braunkohle bekam ein Arbeiter gratis. Deputate gibt es keine mehr, man kann verbilligte Kohle oder Koks kaufen.
Die KPÖ hat nach dem Krieg eine Wohnungsgenossenschaft Donawitz gegründet, die dann von der ÖVP geführt worden ist. Da haben das erste Mal in der Republik die Arbeiter zum Hausbauen angefangen. Die Gründe sind von der Alpine um 50 Groschen pro Quadratmeter an die Genossenschaft verkauft worden.
Die Firma hat Lasttransporte gemacht, zinsenfreie Kredite gegeben usw. Die nach dem Krieg gebauten Wohnungen wurden um acht Prozent vom Durchschnittslohn für Miete und Betriebskosten vergeben. In Trofaiach bekamen wir 2000 S Zuschuss, um die Miete auf zehn Prozent des Einkommens zu drücken. Die Wohnungen wurden von der GIWOG saniert und vermietet sie um die üblichen Preise. Die Zuschüsse vom Werk sind seit zehn Jahren weg.“
Der Weg zur Arbeit hat sich verändert. „Vor dem Krieg wohnten fast alle in Donawitz und Trofaiach. Dann brauchte man Arbeitskräfte aus der Umgebung, dafür gab es Gratis-Werksbusse für die Schichtarbeiter und Fahrtzuschüsse für mehr als fünf Kilometer Entfernung. Jetzt gibt es keine Fahrtkostenzuschüsse mehr. Die Eisenbahn Richtung Vordernberg ist weg.“
Hubert Schmiedbauer