Das Eisenerz, die Kohle und die Arbeitskraft
- Samstag, 24. Juni 2006 @ 08:40
Von Hubert Schmiedbauer
Den 125. Geburtstag könnte die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft in Donawitz heuer feiern, denn am 19.Juli 1881 wurden die meisten österreichischen Bergbaubetriebe und Hütten- und Hammerwerke in einer Aktiengesellschaft zusammengefasst. Es waren die steirischen sowie einige Kärntner und oberösterreichische Firmen, aus denen damals die „Alpine“ gebildet worden war. Eine Voest bestand noch nicht. Heute heißt der Multi voestalpine, und es gibt keinen Kohlenbergbau mehr. Zwar bekommt die Kohle eben wieder zunehmende Bedeutung für die Eisen- und Stahlproduktion, aber alle österreichischen Bergbaue samt ihren Kohlenvorräten sind stillgelegt. Sie waren angeblich „unrentabel“.
Vorauszuschicken ist, dass aus den „Verstaatlichten“ wie aus Donawitz seit jeher Qualitätsprodukte kommen, die auf dem Weltmarkt keine Konkurrenz zu scheuen brauchen, Ergebnis einer langen Tradition der Eisengewinnung bzw. -verarbeitung verbunden mit modernster wissenschaftlich-technischer Facharbeit. Viele neue Methoden in Produktion und Verarbeitung gingen von Donawitz aus. Ein zuletzt entwickeltes Verfahren wird durch das Einblasen von Kohlenstaub in die Hochöfen jährlich tausende Tonnen teuren Koks ersparen und dieser Tage wird das weltweit modernste neue Schienenwalzwerk fertig gestellt. Zugleich entsteht ein neues Kraftwerk mit eigenem Zulauf aus der Mur, denn es musste ein leistungsfähigeres Kühlsystem für Hochöfen und Walzwerk geschaffen werden.
Vor drei Jahrzehnten beschäftigte die „Alpine“ mehr als sechstausend Menschen – heute wird in Donawitz mit rund zweitausend Leuten mehr produziert als damals. Wie es heute den noch verbliebenen ArbeiterInnen und Angestellten in der „Alpine“ geht, berichten uns zwei Kollegen – Karl Russheim, der kürzlich seinen 75er feiern konnte und jahrzehntelang als Betriebsrat und Gewerkschafter aktiv war, und einer seiner Nachfolger, Betriebsrat, Konzernbetriebsrat und Metaller-Vorstandsmitglied Helmut Edlinger.
Verstaatlichung pfui?
„Verschiedene Leute aus der Wirtschaft sagen jetzt, Donawitz und der voest geht es so gut, weil wir es zu hundert Prozent privatisiert haben. Das ist in meinen Augen ein aufgelegter Blödsinn“, meint Helmut Edlinger. „Es ist auch in der Zeit der Verstaatlichung viel geschehen und wir stünden heute mindestens genau so gut da, mit dem Unterschied, dass das viele Geld, das wir jetzt verdienen, der Staat bekäme und nicht private Aktionäre.“ (Über die Entwicklung in der 1946 verstaatlichten Industrie hat die „arbeit“ in der vorangegangenen Ausgabe berichtet. Während diese Nummer entsteht, findet in Leoben ein Symposium zu diesem Thema statt, für das GLB und KPÖ Beiträge vorbereitet haben.)
Das Geschwätz von der angeblich defizitären Verstaatlichung wird stets neu angefacht – noch befinden sich ja große Brocken nicht in privater Hand. Karl Rußheim argumentiert knapp: „Zugrunde gegangen ist die Verstaatlichte aus drei Gründen: 1. Sie hat im Inland Eisen nicht zu Weltmarktpreisen verkaufen dürfen. 2. Sie durfte ihre Tätigkeit nicht in die Fertigungsindustrie ausweiten. 3. Spekulationsgeschäfte und –verluste (Intertrading, Bajou-Flop in den USA!). Aber was die Subventionen (Kapitalzuschüsse der Eigentümer) betrifft, mussten in ganz Europa vor allem in der Stahlkrise der siebziger und achtziger Jahre staatliche Mittel hineingepumpt werden.“
Aus der Sicht der Beschäftigten kommt noch etwas dazu: „Solange Donawitz ein verstaatlichter Betrieb war, war er fast wie eine Heimat der Arbeiter und Angestellten. Es hat sich alles innerhalb und außerhalb im Zusammenhang mit dem Betrieb abgespielt. Das Unternehmen hat bis in die achtziger Jahre eine soziale Verantwortung für die Belegschaft gehabt“, erinnert sich Russheim. „Die Arbeiter und Angestellten haben das Gefühl gehabt: dieser Betrieb gehört uns.“
Helmut Edlinger erzählt: „Was die Sozialleistungen früherer Jahrzehnte anlangt, haben wir davon nichts mehr, z.B. die Siedeltrupps mit Möbelfahrzeug und Hilfskräften, die Kohledeputate usw. Dafür gibt es andere: Über das Leitprojekt haben wir 33 Stunden, wo jeder Arbeiter, jede Arbeiterin für sich etwas tun kann, z.B. Sport betreiben, zum Teil in der Arbeitszeit, zum Teil in der Freizeit. Es gibt verschiedene Angebote, wie Nichtraucherseminare, von der Firma bezahlt – ich bin einer von denen, der mit dem Rauchen aufgehört hat -, oder Turnen, Schwimmen, Wellness-Aufenthalte.“
„Seit es aufwärts geht, bekommen wir Prämien und im Betriebsrat haben alle Fraktionen beschlossen, dass jeder gleich viel bekommt, vom Ingenieur bis zur Putzfrau jeder die gleiche Summe. Das haben wir sogar ausgeweitet, so dass auch Kindberg und Austria Draht Bruck, die zu uns gehören, das Gleiche kriegen. Die VAPS – Voest-Alpine-Personalbereitstellungservice -, wenn sie das ganze Jahr bei uns gearbeitet haben, bekommen das auch. Kurzfristige Leihkräfte haben wir jetzt nicht mehr – es ist sozusagen die Vorstufe des Menschenhandels -, sondern sie werden voll übernommen. Beim Bau des neuen Walzwerks sind natürlich jede Menge Leute von anderen Firmen beschäftigt, aus Italien, aus Korea...“
Licht und Schatten
Helmut Edlinger nahm auch an den Lohnverhandlungen teil und war mit einer von den Unternehmervertretern heiß geliebten Drohung konfrontiert: Weil die Arbeitskraft zu teuer ist, muss der Betrieb abwandern… „Wenn die Unternehmerseite droht, dass die Firmen wegen zwei, drei Prozent Lohnerhöhung ins Ausland abwandern, dann sollen sie gehen, hat der abgetretene Vorsitzende Kollege Nürnberger gesagt – die Löhne machen an den Gesamtkosten nur einen Bruchteil aus... Heuer bei den Lohnverhandlungen im Herbst befürchte ich, dass sie bei der Arbeitszeit etwas machen wollen.“
Das Zauberwort heißt Flexibilisierung. Zwölf Stunden erlaubte tägliche Arbeitszeit, Durchrechnung womöglich auf zwei Jahre – da geht es bei diesem unentwegt von den Unternehmern bzw. der Industrie vorgetragenen Wunsch nur ums Geld. „Das bringt ihnen mehr, als zwei oder drei Prozent Lohnerhöhung kosten“, meint Edlinger. „Außerdem kannst du die Mehrstunden dann gar nicht mehr ablehnen, wenn sie verlangt werden. Der Arbeitsdruck wird noch stärker.“
„Bei den KV-Verhandlungen war es mir wichtig, dass es zu einer Anhebung der Mindestlöhne gekommen ist. In den letzten Jahren habe ich immer die 35-Stunden-Woche schon bei den Präsidiumssitzungen, zu denen ich eingeladen bin, zur Sprache gebracht. Das muss gut vorbereitet werden, hat es immer geheißen. Bis zu einem gewissen Grad stimmt es, denn wenn ich in unserem Betrieb den Kollegen so einfach mit der Arbeitszeitverkürzung daherkomme, sind sie nicht überzeugt: Du Trottel, ich hab eh schon so viele Überstunden stehen, dann werden es noch mehr... Dass wir eben mehr neue Arbeitskräfte aufnehmen müssten, soweit reicht die Solidarität noch nicht.“
Zweischneidig ist die so genannte Mitarbeiterbeteiligung, wenn aus Arbeitern und Angestellten plötzlich Aktionäre werden. „Das ist eine Zwangsbeglückung“, meint Edlinger. „Ich habe verlangt, dass die Beschäftigten befragt werden und abstimmen können. Jetzt bekommen sie Aktien, finden das nicht schlecht, denn es kommen einmal im Jahr ein paar hundert Euro aufs Konto. Mit der ersten Optionsklausel haben wir ein halbes Prozent von den Lohnerhöhungen hergeben müssen, die Firma gab dafür auch ein halbes Prozent der Lohnerhöhung und ersparte sich Steuern und Abgaben.
Das haben die Kollegen wieder in Form von Aktien bekommen. Wer aus dem Betrieb ausscheidet, kann die Aktien drinnen lassen oder verkaufen. Die Leute sind zufrieden. Eine Prämienausschüttung in bar hatte voll versteuert werden müssen, so werden jetzt vier Aktien ausgegeben... Ein Teil der Dividende ist steuerfrei. Es gibt auch keine Abzüge für die Sozialversicherung und daher wirkt sich das nicht auf die Pensionen aus.“
BAWAG: Sauerei!
„Von den rechten Parteien und den Medien werden die Vorfälle bei der BAWAG zu massiven Angriffen auf den ÖGB benutzt, um die gesamte Gewerkschaftsbewegung zu schwächen“, nimmt Helmut Edlinger zu dem Skandal Stellung. „Unser Betrieb ist zu fast 100 Prozent gewerkschaftlich organisiert und die Kollegen sagen zu dem, was Gewerkschaftsfunktionäre gemacht haben: Sauerei! Aber ich kenne keinen, der deswegen ausgetreten wäre. Jetzt ist ein Miteinbeziehen möglichst vieler Mitglieder in den Entscheidungsprozeß über die Zukunft der BAWAG und über die Reform des ÖGB notwendig. Das Fehlverhalten einzelner ist zu verurteilen, der Verkauf der BAWAG sollte aber nicht aus einer Panikreaktion erfolgen, sondern man muss zum Gründungsgedanken der Arbeiterbank zurückkehren.“
Den 125. Geburtstag könnte die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft in Donawitz heuer feiern, denn am 19.Juli 1881 wurden die meisten österreichischen Bergbaubetriebe und Hütten- und Hammerwerke in einer Aktiengesellschaft zusammengefasst. Es waren die steirischen sowie einige Kärntner und oberösterreichische Firmen, aus denen damals die „Alpine“ gebildet worden war. Eine Voest bestand noch nicht. Heute heißt der Multi voestalpine, und es gibt keinen Kohlenbergbau mehr. Zwar bekommt die Kohle eben wieder zunehmende Bedeutung für die Eisen- und Stahlproduktion, aber alle österreichischen Bergbaue samt ihren Kohlenvorräten sind stillgelegt. Sie waren angeblich „unrentabel“.
Vorauszuschicken ist, dass aus den „Verstaatlichten“ wie aus Donawitz seit jeher Qualitätsprodukte kommen, die auf dem Weltmarkt keine Konkurrenz zu scheuen brauchen, Ergebnis einer langen Tradition der Eisengewinnung bzw. -verarbeitung verbunden mit modernster wissenschaftlich-technischer Facharbeit. Viele neue Methoden in Produktion und Verarbeitung gingen von Donawitz aus. Ein zuletzt entwickeltes Verfahren wird durch das Einblasen von Kohlenstaub in die Hochöfen jährlich tausende Tonnen teuren Koks ersparen und dieser Tage wird das weltweit modernste neue Schienenwalzwerk fertig gestellt. Zugleich entsteht ein neues Kraftwerk mit eigenem Zulauf aus der Mur, denn es musste ein leistungsfähigeres Kühlsystem für Hochöfen und Walzwerk geschaffen werden.
Vor drei Jahrzehnten beschäftigte die „Alpine“ mehr als sechstausend Menschen – heute wird in Donawitz mit rund zweitausend Leuten mehr produziert als damals. Wie es heute den noch verbliebenen ArbeiterInnen und Angestellten in der „Alpine“ geht, berichten uns zwei Kollegen – Karl Russheim, der kürzlich seinen 75er feiern konnte und jahrzehntelang als Betriebsrat und Gewerkschafter aktiv war, und einer seiner Nachfolger, Betriebsrat, Konzernbetriebsrat und Metaller-Vorstandsmitglied Helmut Edlinger.
Verstaatlichung pfui?
„Verschiedene Leute aus der Wirtschaft sagen jetzt, Donawitz und der voest geht es so gut, weil wir es zu hundert Prozent privatisiert haben. Das ist in meinen Augen ein aufgelegter Blödsinn“, meint Helmut Edlinger. „Es ist auch in der Zeit der Verstaatlichung viel geschehen und wir stünden heute mindestens genau so gut da, mit dem Unterschied, dass das viele Geld, das wir jetzt verdienen, der Staat bekäme und nicht private Aktionäre.“ (Über die Entwicklung in der 1946 verstaatlichten Industrie hat die „arbeit“ in der vorangegangenen Ausgabe berichtet. Während diese Nummer entsteht, findet in Leoben ein Symposium zu diesem Thema statt, für das GLB und KPÖ Beiträge vorbereitet haben.)
Das Geschwätz von der angeblich defizitären Verstaatlichung wird stets neu angefacht – noch befinden sich ja große Brocken nicht in privater Hand. Karl Rußheim argumentiert knapp: „Zugrunde gegangen ist die Verstaatlichte aus drei Gründen: 1. Sie hat im Inland Eisen nicht zu Weltmarktpreisen verkaufen dürfen. 2. Sie durfte ihre Tätigkeit nicht in die Fertigungsindustrie ausweiten. 3. Spekulationsgeschäfte und –verluste (Intertrading, Bajou-Flop in den USA!). Aber was die Subventionen (Kapitalzuschüsse der Eigentümer) betrifft, mussten in ganz Europa vor allem in der Stahlkrise der siebziger und achtziger Jahre staatliche Mittel hineingepumpt werden.“
Aus der Sicht der Beschäftigten kommt noch etwas dazu: „Solange Donawitz ein verstaatlichter Betrieb war, war er fast wie eine Heimat der Arbeiter und Angestellten. Es hat sich alles innerhalb und außerhalb im Zusammenhang mit dem Betrieb abgespielt. Das Unternehmen hat bis in die achtziger Jahre eine soziale Verantwortung für die Belegschaft gehabt“, erinnert sich Russheim. „Die Arbeiter und Angestellten haben das Gefühl gehabt: dieser Betrieb gehört uns.“
Helmut Edlinger erzählt: „Was die Sozialleistungen früherer Jahrzehnte anlangt, haben wir davon nichts mehr, z.B. die Siedeltrupps mit Möbelfahrzeug und Hilfskräften, die Kohledeputate usw. Dafür gibt es andere: Über das Leitprojekt haben wir 33 Stunden, wo jeder Arbeiter, jede Arbeiterin für sich etwas tun kann, z.B. Sport betreiben, zum Teil in der Arbeitszeit, zum Teil in der Freizeit. Es gibt verschiedene Angebote, wie Nichtraucherseminare, von der Firma bezahlt – ich bin einer von denen, der mit dem Rauchen aufgehört hat -, oder Turnen, Schwimmen, Wellness-Aufenthalte.“
„Seit es aufwärts geht, bekommen wir Prämien und im Betriebsrat haben alle Fraktionen beschlossen, dass jeder gleich viel bekommt, vom Ingenieur bis zur Putzfrau jeder die gleiche Summe. Das haben wir sogar ausgeweitet, so dass auch Kindberg und Austria Draht Bruck, die zu uns gehören, das Gleiche kriegen. Die VAPS – Voest-Alpine-Personalbereitstellungservice -, wenn sie das ganze Jahr bei uns gearbeitet haben, bekommen das auch. Kurzfristige Leihkräfte haben wir jetzt nicht mehr – es ist sozusagen die Vorstufe des Menschenhandels -, sondern sie werden voll übernommen. Beim Bau des neuen Walzwerks sind natürlich jede Menge Leute von anderen Firmen beschäftigt, aus Italien, aus Korea...“
Licht und Schatten
Helmut Edlinger nahm auch an den Lohnverhandlungen teil und war mit einer von den Unternehmervertretern heiß geliebten Drohung konfrontiert: Weil die Arbeitskraft zu teuer ist, muss der Betrieb abwandern… „Wenn die Unternehmerseite droht, dass die Firmen wegen zwei, drei Prozent Lohnerhöhung ins Ausland abwandern, dann sollen sie gehen, hat der abgetretene Vorsitzende Kollege Nürnberger gesagt – die Löhne machen an den Gesamtkosten nur einen Bruchteil aus... Heuer bei den Lohnverhandlungen im Herbst befürchte ich, dass sie bei der Arbeitszeit etwas machen wollen.“
Das Zauberwort heißt Flexibilisierung. Zwölf Stunden erlaubte tägliche Arbeitszeit, Durchrechnung womöglich auf zwei Jahre – da geht es bei diesem unentwegt von den Unternehmern bzw. der Industrie vorgetragenen Wunsch nur ums Geld. „Das bringt ihnen mehr, als zwei oder drei Prozent Lohnerhöhung kosten“, meint Edlinger. „Außerdem kannst du die Mehrstunden dann gar nicht mehr ablehnen, wenn sie verlangt werden. Der Arbeitsdruck wird noch stärker.“
„Bei den KV-Verhandlungen war es mir wichtig, dass es zu einer Anhebung der Mindestlöhne gekommen ist. In den letzten Jahren habe ich immer die 35-Stunden-Woche schon bei den Präsidiumssitzungen, zu denen ich eingeladen bin, zur Sprache gebracht. Das muss gut vorbereitet werden, hat es immer geheißen. Bis zu einem gewissen Grad stimmt es, denn wenn ich in unserem Betrieb den Kollegen so einfach mit der Arbeitszeitverkürzung daherkomme, sind sie nicht überzeugt: Du Trottel, ich hab eh schon so viele Überstunden stehen, dann werden es noch mehr... Dass wir eben mehr neue Arbeitskräfte aufnehmen müssten, soweit reicht die Solidarität noch nicht.“
Zweischneidig ist die so genannte Mitarbeiterbeteiligung, wenn aus Arbeitern und Angestellten plötzlich Aktionäre werden. „Das ist eine Zwangsbeglückung“, meint Edlinger. „Ich habe verlangt, dass die Beschäftigten befragt werden und abstimmen können. Jetzt bekommen sie Aktien, finden das nicht schlecht, denn es kommen einmal im Jahr ein paar hundert Euro aufs Konto. Mit der ersten Optionsklausel haben wir ein halbes Prozent von den Lohnerhöhungen hergeben müssen, die Firma gab dafür auch ein halbes Prozent der Lohnerhöhung und ersparte sich Steuern und Abgaben.
Das haben die Kollegen wieder in Form von Aktien bekommen. Wer aus dem Betrieb ausscheidet, kann die Aktien drinnen lassen oder verkaufen. Die Leute sind zufrieden. Eine Prämienausschüttung in bar hatte voll versteuert werden müssen, so werden jetzt vier Aktien ausgegeben... Ein Teil der Dividende ist steuerfrei. Es gibt auch keine Abzüge für die Sozialversicherung und daher wirkt sich das nicht auf die Pensionen aus.“
BAWAG: Sauerei!
„Von den rechten Parteien und den Medien werden die Vorfälle bei der BAWAG zu massiven Angriffen auf den ÖGB benutzt, um die gesamte Gewerkschaftsbewegung zu schwächen“, nimmt Helmut Edlinger zu dem Skandal Stellung. „Unser Betrieb ist zu fast 100 Prozent gewerkschaftlich organisiert und die Kollegen sagen zu dem, was Gewerkschaftsfunktionäre gemacht haben: Sauerei! Aber ich kenne keinen, der deswegen ausgetreten wäre. Jetzt ist ein Miteinbeziehen möglichst vieler Mitglieder in den Entscheidungsprozeß über die Zukunft der BAWAG und über die Reform des ÖGB notwendig. Das Fehlverhalten einzelner ist zu verurteilen, der Verkauf der BAWAG sollte aber nicht aus einer Panikreaktion erfolgen, sondern man muss zum Gründungsgedanken der Arbeiterbank zurückkehren.“