FAHRENHEIT 451 - aber richtig!
- Sonntag, 23. April 2006 @ 13:03
Von Rudi Hieblinger
…oder die neuen Aufgaben der Bediensteten der Büchereien Wien
Früher, ja früher war alles besser, so seufzen die unverbesserlichen Nostalgiker & Nostalgikerinnen voll Wehmut. Heute könnte, dank technischem Fortschritt , alles wirklich besser sein als früher. Leider, ist es aber nicht ! Auch nicht bei den Städtischen Büchereien, auch wenn sie sich heute Büchereien Wien nennen. Früher stand dort garniert mit ordentlichen Entlehnzahlen – die Zufriedenheit der Benutzerinnen & Benutzer im Vordergrund, & diese Zufriedenheit wurde auch als Maßstab für den Erfolg angelegt. So einfach ist die Sache heute nicht mehr: Zufriedenheit lässt sich nicht so einfach messen, höchstens als die Abwesenheit von Beschwerden, daher mussten andere Maßstäbe her: Die Zauberworte heißen Umsatz & Aktivierungsgrad, d. h. je öfter ein Buch oder ein anderes Medium auf legalem Weg die Bücherei verlässt, desto größer der Erfolg der Bücherei, der Büchereileitung & unter ferner liefen eventuell des Büchereiteams.
Gut geht, was gut beworben wird, auch wenn es nicht gar so gut ist, aber Hauptsache es geht. Die ideale Bücherei von heute sieht am besten aus wie eine Libro-Filiale oder die Primetime des ORF von heute, mit Silvester-Stadl am Einser& „Wetten, dass“ mit Finanzminister nebst Gattin am anderen Kanal, so genannte Ladenhüter ( & so was geht ganz schnell) sind eine Sünde wider der Quote, Titel fernab der Bestsellerlisten anzuschaffen, stellt ein erhebliches Geschäftsrisiko dar, wer die Wahl hat zwischen dem neuesten Grisham-Aufguss & etwas was nicht so Grisham-, Gordon-, Coelhohaft ist, wird sich aus Gründen der Selbsterhaltung für den Grisham-Aufguss entscheiden.
Um die Qualität der Umsätze zu steigern, müssen die Buchbestände ständig gesichtet & gesäubert werden, dazu dienen so genannte Minder-Entlehnlisten, die uns die EDV zur Verfügung stellt, diese EDV-Listen stöbern die nicht erfolgreichen Titel in ihren Regalen auf wie Asylwerber auf der Flucht in ihren Verstecken & siehe da, im Handumdrehen sind die Bestände von den Werken der Autoren & Autorinnen unserer italienischen, slowenischen, slowakischen, tschechischen & ungarischen Nachbarn befreit, aber auch ein Thomas Bernhard & ein Peter Handke (mit Ausnahme von „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ oder „Wunschloses Unglück“) sind vor Nachstellungen dieser Art nicht mehr sicher, ganz zu schweigen von österreichischen Autorinnen & Autoren, die keine solchen Kapazunder sind. Ihre einst die Büchereiregale schmückenden Werke sind in den diversen Altpapiercontainern der Stadt gelandet, Büchner-Preis hin, Canetti-Stipendium her. Natürlich hat sich auch der schöne Brauch, Werke von Kolleginnen & Kollegen, die sich zur Schriftstellerei berufen glauben, für alle Zweigstellen anzukaufen, aufgehört, dieses Privileg genießt nur noch die allerhöchste Leitung & deren Stellvertretung.
Gegen solche Tendenzen stemmen sich höchstens solche Kolleginnen & Kollegen, die pragmatisiert & mit solchen Tendenzen ganz & gar nicht einverstanden sind. Kolleginnen & Kollegen im Vertrag ist das Hemd verständlicherweise näher als der Rock, & die immer größer werdende Anzahl von prekär beschäftigten Kolleginnen & Kollegen tut besser daran, wie eine Maschine zu arbeiten & die Bestände zu säubern wie in Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig in Zeiten, in denen die Abteilungshäuptlinge von Dienststellen ohne Personal, großzügig ausgestattet mit Automaten, Verbuchungsmaschinen träumen, all die Häuptlinge von Post, Bundesbahnen & hohen Verwaltungsbeamten, die sich für Konzernchefs halten, & sie träumen auch davon, dass nur sie & ihre Dienstposten erhalten werden, aber ein bisschen fürchten tun sie sich schon.
…oder die neuen Aufgaben der Bediensteten der Büchereien Wien
Früher, ja früher war alles besser, so seufzen die unverbesserlichen Nostalgiker & Nostalgikerinnen voll Wehmut. Heute könnte, dank technischem Fortschritt , alles wirklich besser sein als früher. Leider, ist es aber nicht ! Auch nicht bei den Städtischen Büchereien, auch wenn sie sich heute Büchereien Wien nennen. Früher stand dort garniert mit ordentlichen Entlehnzahlen – die Zufriedenheit der Benutzerinnen & Benutzer im Vordergrund, & diese Zufriedenheit wurde auch als Maßstab für den Erfolg angelegt. So einfach ist die Sache heute nicht mehr: Zufriedenheit lässt sich nicht so einfach messen, höchstens als die Abwesenheit von Beschwerden, daher mussten andere Maßstäbe her: Die Zauberworte heißen Umsatz & Aktivierungsgrad, d. h. je öfter ein Buch oder ein anderes Medium auf legalem Weg die Bücherei verlässt, desto größer der Erfolg der Bücherei, der Büchereileitung & unter ferner liefen eventuell des Büchereiteams.
Gut geht, was gut beworben wird, auch wenn es nicht gar so gut ist, aber Hauptsache es geht. Die ideale Bücherei von heute sieht am besten aus wie eine Libro-Filiale oder die Primetime des ORF von heute, mit Silvester-Stadl am Einser& „Wetten, dass“ mit Finanzminister nebst Gattin am anderen Kanal, so genannte Ladenhüter ( & so was geht ganz schnell) sind eine Sünde wider der Quote, Titel fernab der Bestsellerlisten anzuschaffen, stellt ein erhebliches Geschäftsrisiko dar, wer die Wahl hat zwischen dem neuesten Grisham-Aufguss & etwas was nicht so Grisham-, Gordon-, Coelhohaft ist, wird sich aus Gründen der Selbsterhaltung für den Grisham-Aufguss entscheiden.
Um die Qualität der Umsätze zu steigern, müssen die Buchbestände ständig gesichtet & gesäubert werden, dazu dienen so genannte Minder-Entlehnlisten, die uns die EDV zur Verfügung stellt, diese EDV-Listen stöbern die nicht erfolgreichen Titel in ihren Regalen auf wie Asylwerber auf der Flucht in ihren Verstecken & siehe da, im Handumdrehen sind die Bestände von den Werken der Autoren & Autorinnen unserer italienischen, slowenischen, slowakischen, tschechischen & ungarischen Nachbarn befreit, aber auch ein Thomas Bernhard & ein Peter Handke (mit Ausnahme von „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ oder „Wunschloses Unglück“) sind vor Nachstellungen dieser Art nicht mehr sicher, ganz zu schweigen von österreichischen Autorinnen & Autoren, die keine solchen Kapazunder sind. Ihre einst die Büchereiregale schmückenden Werke sind in den diversen Altpapiercontainern der Stadt gelandet, Büchner-Preis hin, Canetti-Stipendium her. Natürlich hat sich auch der schöne Brauch, Werke von Kolleginnen & Kollegen, die sich zur Schriftstellerei berufen glauben, für alle Zweigstellen anzukaufen, aufgehört, dieses Privileg genießt nur noch die allerhöchste Leitung & deren Stellvertretung.
Gegen solche Tendenzen stemmen sich höchstens solche Kolleginnen & Kollegen, die pragmatisiert & mit solchen Tendenzen ganz & gar nicht einverstanden sind. Kolleginnen & Kollegen im Vertrag ist das Hemd verständlicherweise näher als der Rock, & die immer größer werdende Anzahl von prekär beschäftigten Kolleginnen & Kollegen tut besser daran, wie eine Maschine zu arbeiten & die Bestände zu säubern wie in Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig in Zeiten, in denen die Abteilungshäuptlinge von Dienststellen ohne Personal, großzügig ausgestattet mit Automaten, Verbuchungsmaschinen träumen, all die Häuptlinge von Post, Bundesbahnen & hohen Verwaltungsbeamten, die sich für Konzernchefs halten, & sie träumen auch davon, dass nur sie & ihre Dienstposten erhalten werden, aber ein bisschen fürchten tun sie sich schon.