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MAN: 46 Prozent Gewinnzuwachs, aber Arbeitsplatzabbau im Werk Steyr

  • Mittwoch, 29. März 2006 @ 08:04
News Die Perversität des realen Kapitalismus kritisiert die Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB) am Beispiel des deutschen MAN-Konzerns: Während MAN einen um neun Prozent auf 7,4 Milliarden Euro gewachsenen Umsatz und einen um 46 Prozent (!) auf 469 Millionen Euro gestiegenen Gewinn vermeldet, wird gleichzeitig die Vernichtung weiterer Arbeitsplätze am MAN-Standort Steyr angekündigt, „vorübergehend“ sollen etwa zehn Prozent des Stamm- und Leasingpersonals abgebaut werden. Mit dem sattsam bekannten Argument zu hoher Lohnkosten und einer zu hohen Fertigungstiefe kündigt MAN-Chef Anton Weinmann diesen Personalabbau an. In Steyr wurden 2005 von 3.153 Beschäftigten bei einem Umsatz von 1,09 Milliarden Euro 18.000 LKW produziert, für 2006 sind 21.000 Einheiten geplant. Für 2006 soll laut Weinmann der Gewinn „deutlich über dem Umsatzplus“ von geplanten acht Prozent liegen.

Für das Management zählt nur mehr die Rendite: Diese wurde bei MAN zwar 2005 von 4,7 auf 6,4 Prozent gesteigert, liegt aber hinter den Konkurrenten Scania (10 Prozent) und Volvo (7 Prozent). Die Vernichtung von Arbeitsplätzen am MAN-Standort Steyr geht also direkt zugunsten der Dividenden der Aktionäre. Als „Körberlgeld“ kassiert der schwerreiche Multi von Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (ÖVP) zugesagte Förderungen des Landes Oberösterreich für die mit 85 Millionen Euro angegebenen Investitionen für eine neue Produktionslinie mit Leicht-LKW.

MAN-Chef Weinmann hatte 2005 mit dem Argument „wir haben gegenüber unseren skandinavischen Mitbewerbern einen Lohnkostennachteil von 20 Prozent“ eine Senkung der Lohnkosten und mehr Flexibilität verlangt. Laut Confederation of Swedish Enterprise (CSE) betrugen die Arbeitskosen pro Stunde in der Industrie im Jahre 2003 in Norwegen 30,4 Euro, in Dänemark 26,7, in Finnland 23, 9 und in Österreich 22,9 Euro, nur in Schweden lagen sie mit 22,0 Euro pro Stunde geringfügig unter dem österreichischen Wert. Gleichzeitig lag Österreich laut Eurostat im Jahre 2004 bei der realen Wochenarbeitszeit mit 43,2 Stunden deutlich vor Finnland (39,1), Dänemark (39,3) und Schweden (39,9 Wochenstunden).

Bei der Forderung nach Einsparung von Lohnkosten lobte Weinmann „Teile der Gewerkschaften und Betriebsräte“, welche „dieses Thema sehr wohl verstanden“ hätten. Gleichzeitig wird Druck auf Krankenständler gemacht und mit der Verringerung der Fertigungstiefe durch Verlagerung von Teilproduktionen nach Osteuropa gedroht.

Betriebsrat und Gewerkschaft hatten Mühe, die Einführung von Persönlichkeitskriterien in ein Lohnsystem bei MAN in Steyr zu verhindern. Wie GMT-Landessekretär Walter Schopf in einem „Solidarität“-Bericht resümierte geht es der Unternehmensführung letztlich gar nicht um die Flexibilität an sicht, sondern nur darum, dass die Beschäftigten länger arbeiten und weniger Geld dafür bekommen. Mit dieser Taktik gelang es dem Vorstand die in einer Betriebsvereinbarung 1999 getroffene Vereinbarung von maximal sieben Prozent Leasingpersonal auszuhebeln und auf 15 Prozent anzuheben.