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Historische Übersicht über Streiks in Österreich

  • Dienstag, 6. Mai 2003 @ 11:25
Geschichte 1948

3. März bis 3. Mai 1948
Österreichweiter Streik von 4.760 Arbeiterinnen und Arbeitern der Schuhindustrie
Dauer: 62 Tage
Ziel: Aufnahme der durch die Arbeitgeberseite verzögerten Kollektivvertragsverhandlungen
Ergebnis: Einer der besten Kollektivverträge Österreichs und befristete Einführung der 44-Stunden-Woche 1950

Zweithöchste Zahl an Streikstunden in der Zweiten Republik
1. Halbjahr 1950
Streik- und Protestwelle gegen den Bruch des 3. Preis- und Lohnabkommens
Nach kurzer Zeit wieder rasche Preissteigerungen, während die Löhne eingefroren bleiben.

Ab 20. Juni 1950
Streik der Maler und Anstreicher in Kärnten und Oberösterreich
Dauer: Mit Unterbrechung mehr als 4 Wochen
Ziel: Nachziehung der Löhne entsprechend dem Bauhauptgewerbe
Ergebnis: Erhöhung der zurückgebliebenen Löhne

9. Jänner bis 9. Februar 1950
Streik der Bühnenarbeiter der Bundestheater
Dauer: Über 1 Monat
Ziel: Wiederherstellung der Lohnrelation zum übrigen Personal der Bundestheater durch ein „gerechtfertigtes Nachziehungsverfahren“
Ergebnis: Das Nachziehverfahren wird durchgesetzt

Juni 1950
Streik der Sägewerksarbeiter in Salzburg
Dauer: Mehr als 5 Wochen
Ziel: Einhaltung des Kollektivvertrages
Ergebnis: Anerkennung des Kollektivvertrags

OKTOBERSTREIK
26. September bis 6. Oktober 1950
Proteste gegen das 4. Preis- und Lohnabkommen und ein vor allem von kommunistischen BetriebsrätInnen forcierter Generalstreikversuch entgegen dem Beschluss der zentralen ÖGB-Organe, dem sich aber auch zahlreiche Betriebsräte anderer Fraktionen anschlossen.
26. und 27. September
Beteiligung von insgesamt 120.000 ArbeitnehmerInnen v.a. in Wien, Linz, Steyr und Graz an Protest- und Streikaktionen
3. bis 6. Oktober
Zweite Streikwelle – in Wien sind 145 Betriebe beteiligt, in Niederösterreich 153, in der Steiermark und in Oberösterreich wesentliche Betriebe der verstaatlichten Großindustrie

Ab 10. Oktober 1950
Österreichweiter Streik von 20.000 Forstarbeitern (größter Streik in der Geschichte der österreichischen Forstarbeiter)
Dauer: 3 ½ Wochen
Ziel: Aufnahme von Verhandlungen und Abschluss eines Kollektivvertrages für die Staatsforstarbeiter sowie Schichtlohnerhöhung
Ergebnis: Beide Forderungen können durchgesetzt werden

1956

Sechsthöchste Zahl an Streikstunden in der Zweiten Republik (Auslöser u.a.: wirtschaftliche Probleme durch Suez-Krise)
Größte überbetriebliche Kampfmaßnahme
1. bis 5. Oktober 1956
Österreichweiter Streik der Bäckereiarbeiter
Dauer: 4 Tage (plus 1 Tag Warnstreik im September)
Ziel: Nach mehr als 1 ½ Jahren Verhandlungen Durchsetzung der Lohnforderungen
Ergebnis: Lohnabschluß im Sinne der Gewerkschaftsforderungen

Größte betriebliche Kampfmaßnahme
8. bis 18. Oktober 1956
Streik von 3.800 Arbeitern der Walzwerke, der Werkstätten und der Werksbahn des Werkes Donawitz der Alpinen Montangesellschaft - größter Lohnstreik in Donawitz seit 1925
Dauer: 12 Tage
Ziel: Angleichung des Grundlohnes an die anderen Abteilungen des Betriebes
Ergebnis: Nach zähen Verhandlungen mit der Alpine-Generaldirektion Erhöhung der Stundenlöhne der Arbeiter in den Donawitzer Kaltbetrieben um 30 Groschen

1962

Höchste Zahl an Streikstunden in der Zweiten Republik
9. Mai bis 12. Mai 1962
Österreichweiter Streik von 200.000 Beschäftigten der Metallindustrie und des Metallgewerbes - größter Streik in der Zweiten Republik
Dauer: 4 Tage
Ziel: Durchsetzen von Ist-Lohn-Erhöhungen durch Kollektivvertrag sowie Bereitschaft der Arbeitgeber, über einer Verbesserung des arbeitsrechtlichen Teils des Kollektivvertrags zu verhandeln

Ergebnis: Einigung und Abschluss für das Metallgewerbe am 10. Mai und für die Metallindustrie am 12. Mai – Ist-Lohn-Erhöhung und Abschaffung der Frauenlohngruppen sowie arbeitsrechtliche Verbesserungen (u.a. von §28 in der damals geltenden Fassung der Gewerbeordnung, der eine 28tägige Krankheit als Entlassungsgrund festlegt, soll kein Gebrauch mehr gemacht werden)

28. Juli bis 13. August 1962
Streik der Exekutive – größter Streik der öffentlich Bediensteten in der Zweiten Republik
Dauer: 18 Tage
Ziel: Nachziehen der Zulagen der Exekutivbeamten
Ergebnis: Kompromiss mit Teilerfolg der Gewerkschaft

1965

Dritthöchste Zahl an Streikstunden in der Zweiten Republik
23. März 1965
Warnstreik der Eisenbahner und Postbediensteten – ausgenommen sind die Zustellung lebender Fracht und auf Wunsch von Bundespräsident Jonas Milchtransporte für Krankenanstalten
Dauer: 1 Tag
Ziel: Besseres Angebot der Regierung (Teuerungsabgeltung) bei Gehaltsverhandlungen der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes
Ergebnis: 7%ige Gehaltserhöhung, Erhöhung des Kindergeldes

1970

13. bis 25. November 1970
Streik von 1.800 Arbeitern und Angestellten des Bauknecht-Werkes in Rottmann (138.398 von den insgesamt 212.928 Streikstunden des Jahres)
Dauer: 12 Tage
Ziel: Bessere Regelung bei Mitarbeiterprämien und Fahrgeldvergütung
Ergebnis: Einigung über das Forderungsprogramm

1972

Streik von 104 AUA-Piloten (im Zusammenwirken mit den Piloten fast aller Fluglinien)
Dauer: 1 Tag
Ziel: Sicherheitsmaßnahmen für die Zivilluftfahrt, um Terroraktionen nach Möglichkeit auszuschalten.
Ergebnis: Bessere Passagier- und Gepäckskontrollen

1973

23. und 24. Mai 1973
Österreichweiter Streik von 63.747 LehrerInnen – vorausgegangen ist ein Warnstreik von 9.500 LehrerInnen an Allgemeinbildenden Höheren Schulen am 15. Februar 1973
Dauer: 2 Tage
Ziel: Durchsetzen der Gehaltsforderungen
Ergebnis: Kompromiss mit Teilerfolg der Gewerkschaft

25. Juni bis 11. Juli 1973
Streik von 1.200 Arbeitern bei den Ybbstalwerken der Gebrüder Böhler & Co (Böhlerwerk, Gerstlwerk, Werk Bruckbach)
Dauer: Je nach Abteilung 3 bis 14 Tage
Ziel: Durchsetzen von Lohnforderungen
Ergebnis: Kompromiss mit Teilerfolg der Gewerkschaft

17. April bis 11. Mai 1978
Streik von 478 Arbeitern der Reifenwicklerei des Semperitwerkes Traiskirchen
Dauer: 4 Wochen
Ziel: Zuerkennung einer Qualifikationszulage
Ergebnis: Die Qualifikationszulage wird durchgesetzt

„Wilder Streik“ in der Wiener Möbelfabrik HUKLA

1990

22. bis 26. Jänner 1990
Streik von 812 Arbeitern bei Steyr-Daimler-Puch
Dauer: 1 Woche
Ziel: Rücknahme der Kündigung von 167 Arbeitern, darunter Invalide, Schwerkranke und gewerkschaftliche Vertrauenspersonen
Ergebnis: Die Kündigungen werden zurückgenommen

3. bis 7. Mai 1990
Mehrere Bundesländer erfassender Streik von 1.567 Beschäftigten der Steirerbrau-AG
Dauer: 5 Tage
Ziel: Verhindern von negativen Bedingungen für die Beschäftigten bei der geplanten Ausgliederung der Fuhrparks (v.a. schlechterer Kollektivvertrag)
Ergebnis: Die Unternehmensleitung nimmt das neue Vertriebskonzept zurück, bei den nächsten Verhandlungsrunden soll eine für beide Seiten tragbare Lösung gefunden werden

1991

Höchste Zahl an Streikstunden seit 1973
5 österreichweite Warnstreiks von insgesamt 92.456 Beschäftigten des öffentlichen Dienstes (Beschäftigte der Arbeitsämter, PflichtschullehrerInnen, BerufsschullehrerInnen, LehrerInnen an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen/BMHS, LehrerInnen der Landwirtschaftsschulen)
Dauer: Jeweils 1 Tag
Ziel: Durchsetzen von Gehaltsforderungen
Ergebnis: Kompromiss mit Teilerfolg der Gewerkschaft

11. Juni 1991
Demonstration von rund 16.000 Exekutivbeamten auf der Ringstraße und am Ballhausplatz in Wien
Forderungen: U.a. Dienstzulage und Einbeziehung der Exekutivbeamten in das Nachtschicht-Schwerarbeitsgesetz

Anfang der 90er Jahre
Österreichweite Kampagne „Na servus in Österreich“ der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD)
Ziel: Fünf-Tage-Woche in der Fremdenverkehrswirtschaft
Ergebnis: Die Fünf-Tage Woche wird durchgesetzt

1996

20. November 1996
Demonstration der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie vor der Wirtschaftskammer Österreich mit ca. 6.000 TeilnehmerInnen aus mehreren Bundesländern
Ziel: Wiederaufnahme der von Arbeitgeberseite wegen Differenzen bei Löhnen, Arbeitszeit und Lehrlingen abgebrochenen Kollektivvertragsverhandlungen für das Metallgewerbe
Ergebnis: Wiederaufnahme der Verhandlungen und Kollektivvertragsabschluß

1997 und 1998

HGPD-Kampagne „Mindestkonsumation für Mindestlohn“ in mehreren Bundesländern
Ziel: Abschluss von Kollektivverträgen in mehreren Bundesländern, die von der Arbeitgeberseite längere Zeit verweigert worden waren.
Ergebnis: Der Abschluss von Kollektivverträgen wird durchgesetzt

2002

22.Mai 2002
48 Stunden Warnstreik der Postbusbelegschaft gegen Privatisierung ihres Unternehmens. Ab 11. Juni 2002 Unterschriftenaktion: 120.000 Unterstützungserklärung. 1.600 Postbusse standen für zwei Tage still.

Warnstreik der Universitätsangehörigen und Studierenden gegen die geplante Universitäts-Reform an allen österreichischen Universitäten. Forderung nach einer Verbesserung der Bildungschancen und eine Weiterentwicklung des UOG 93. ÖGB fordert daher die Rücknahme des Gesetzesentwurfs sowie die Abschaffung der Studiengebühren.

Politische Aktionen des ÖGB

30. Oktober 1951
Österreichweite Protestaktion des ÖGB gegen das Verschleppen des Staatsvertrages – Aufruf zu einer österreichweiten Arbeitsruhe von fünf Minuten in den Betrieben

August bis November 1966
Arbeitsniederlegungen und Protest des ÖGB gegen die Einreise Otto Habsburgs nach Österreich – da bisher noch keine Verzichtserklärung der Habsburger auf den Herrschaftsanspruch in Österreich vorliegt

21. August 1968
Kundgebung des ÖGB „für die Bestrebungen des tschechoslowakischen Volkes nach Freiheit und Souveränität“ – Aufruf zu einer österreichweiten Arbeitsruhe von fünf Minuten in den Betrieben

16. Jänner 1986
Rund 40.000 TeilnehmerInnen bei einer Protestdemonstration „Solidarität mit der Verstaatlichten“ in Linz

1993
„Bedenkminute gegen Gewalt“ – Aufruf des ÖGB mit allen Sozialpartnern
Anlass: Mord an Roma in Oberwart

27. und 28. Mai 1997
Europäischer Aktionstag für Beschäftigung des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB)
ÖGB-Demonstration in Wien und „Tag der Bundesländer“ ( Aktionen in ganz Österreich): Zum Beispiel Protestdemonstrationen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund an den Grenzen Oberösterreichs, Salzburgs, Tirols und Vorarlbergs gegen das Fehlen effektiver Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

5. Dezember 2000
Menschenkette um die Bannmeile des Parlaments – Demonstration von rund 10.000 AktivistInnen aller Fraktionen, Gewerkschaften und Teilorganisationen des ÖGB gegen die an diesem Tag zur Beschlussfassung vorliegenden Regierungsmaßnahmen im Sozialbereich

5. Juli 2001
Über 50.000 TeilnehmerInnen aus ganz Österreich bei einer Protestdemonstration des ÖGB gegen die Einschränkung der Arbeitnehmermitbestimmung in der Sozialversicherung und Aushöhlung des österreichischen Systems der sozialen Sicherheit