Leserbrief an den Vorwärts (DJP)
- Mittwoch, 8. März 2006 @ 14:02
Von Leo Furtlehner
Franz Winterer wirft in seinem Beitrag "Postprivatisierung: Einfach schamlos..." im "Vorwärts" einige interessante Aspekte auf. Der Kernpunkt seiner Kritik ist die Feststellung, daß die "Aufforderung zum Aktienkauf durch die Belegschaft ein Aufruf zum Kannibalismus der Lohnabhängigen untereinander" ist. Dem kann man nur voll beipflichten. Es muss dabei allerdings auch an die Börsengänge der voestalpine, der VA Tech, der Telekom und der Austria Tabak erinnert werden, bei welchen nicht nur die Regierung, sondern auch Gewerkschaft und Betriebsrat bzw. Personalvertretung den Kauf von Mitarbeiteraktien zum Vorzugspreis als große Errungenschaft gepriesen haben.
Es liegt ja auf der Hand, daß der Besitz von Aktien automatisch den Wunsch nach möglichst hoher Dividende erzeugt und hohe Dividenden wiederum - wie die Börsenkurse und Bilanzen anschaulich zeigen - dann zustande kommen, wenn möglichst viele Arbeitsplätze vernichtet, Löhne gesenkt und Sozialleistungen abgebaut werden, womöglich um gleichzeitig massiv im Billiglohnparadies in Osteuropa expandieren zu können. Im "Idealfall" rationalisiert sich somit ein aktienbesitzender Lohnabhängigen am besten selber weg. Freilich wird er von der Dividende nicht leben können, dazu reichen die paar Aktien nicht...
Ebenso wie für den Kauf von Aktien im Zuge von Privatisierungen gilt Winterers Schlußfolgerung natürlich auch für Mitarbeiterbeteiligungen, die - mit dem Wermutstropfen von Verzicht auf Lohnerhöhungen oder Sozialleistungen - zur Behübschung bei der Privatisierung ehemals staatlichen Eigentums herhalten sollen und als angebliche Garantie gegen einen Ausverkauf gepriesen werden. Was dabei herauskommt, wird derzeit recht anschaulich bei der AMAG in Ranshofen demonstriert, wo 93 Prozent der Beschäftigten ihre Mitarbeiterbeteiligung verkaufen wollen, weil ihnen das schnelle Geld jetzt lieber ist als eine unsichere Dividende in der Zukunft. Besser wäre es wohl gewesen, die AMAG 1996 nicht um einen Schilling an private Eigentümer zu verschenken.
Ernst Winterers Schlußfolgerung, daß die "Volksaktie" - und das gilt analog für die Mitarbeiterbeteiligung - nicht anderes ist als "die Mitarbeiter der Unternehmen ins System des fiktiven Finanzmarktes einzuschließen, sie in Geiselhaft zu nehmen" kann nur zugestimmt werden. Daraus kann und muß man wohl folgern, daß solche "Beteiligungen" nichts für die Lohnabhängigen sind und eine saubere Trennung der Interessenlagen - hier die Eigentümer, das Kapital, dort die Beschäftigten die dann bei jeder KV-Runde für den ihnen zustehenden Anteil an Löhnen und Sozialleistungen kämpfen - aus Sicht der Gewerkschaften allemal noch das bessere ist.
Mit freundlichen Grüßen
Leo Furtlehner
Franz Winterer wirft in seinem Beitrag "Postprivatisierung: Einfach schamlos..." im "Vorwärts" einige interessante Aspekte auf. Der Kernpunkt seiner Kritik ist die Feststellung, daß die "Aufforderung zum Aktienkauf durch die Belegschaft ein Aufruf zum Kannibalismus der Lohnabhängigen untereinander" ist. Dem kann man nur voll beipflichten. Es muss dabei allerdings auch an die Börsengänge der voestalpine, der VA Tech, der Telekom und der Austria Tabak erinnert werden, bei welchen nicht nur die Regierung, sondern auch Gewerkschaft und Betriebsrat bzw. Personalvertretung den Kauf von Mitarbeiteraktien zum Vorzugspreis als große Errungenschaft gepriesen haben.
Es liegt ja auf der Hand, daß der Besitz von Aktien automatisch den Wunsch nach möglichst hoher Dividende erzeugt und hohe Dividenden wiederum - wie die Börsenkurse und Bilanzen anschaulich zeigen - dann zustande kommen, wenn möglichst viele Arbeitsplätze vernichtet, Löhne gesenkt und Sozialleistungen abgebaut werden, womöglich um gleichzeitig massiv im Billiglohnparadies in Osteuropa expandieren zu können. Im "Idealfall" rationalisiert sich somit ein aktienbesitzender Lohnabhängigen am besten selber weg. Freilich wird er von der Dividende nicht leben können, dazu reichen die paar Aktien nicht...
Ebenso wie für den Kauf von Aktien im Zuge von Privatisierungen gilt Winterers Schlußfolgerung natürlich auch für Mitarbeiterbeteiligungen, die - mit dem Wermutstropfen von Verzicht auf Lohnerhöhungen oder Sozialleistungen - zur Behübschung bei der Privatisierung ehemals staatlichen Eigentums herhalten sollen und als angebliche Garantie gegen einen Ausverkauf gepriesen werden. Was dabei herauskommt, wird derzeit recht anschaulich bei der AMAG in Ranshofen demonstriert, wo 93 Prozent der Beschäftigten ihre Mitarbeiterbeteiligung verkaufen wollen, weil ihnen das schnelle Geld jetzt lieber ist als eine unsichere Dividende in der Zukunft. Besser wäre es wohl gewesen, die AMAG 1996 nicht um einen Schilling an private Eigentümer zu verschenken.
Ernst Winterers Schlußfolgerung, daß die "Volksaktie" - und das gilt analog für die Mitarbeiterbeteiligung - nicht anderes ist als "die Mitarbeiter der Unternehmen ins System des fiktiven Finanzmarktes einzuschließen, sie in Geiselhaft zu nehmen" kann nur zugestimmt werden. Daraus kann und muß man wohl folgern, daß solche "Beteiligungen" nichts für die Lohnabhängigen sind und eine saubere Trennung der Interessenlagen - hier die Eigentümer, das Kapital, dort die Beschäftigten die dann bei jeder KV-Runde für den ihnen zustehenden Anteil an Löhnen und Sozialleistungen kämpfen - aus Sicht der Gewerkschaften allemal noch das bessere ist.
Mit freundlichen Grüßen
Leo Furtlehner