Willkommen bei GLB - Gewerkschaftlicher Linksblock (Alte Website - Archiv seit Mai 2023) 

Interesse des ZF-Konzerns galt Automatikgetriebe S-matic

  • Donnerstag, 28. Juli 2005 @ 12:53
News Nach der nunmehr erfolgten Verlagerung der Montage der Automatikgetriebe vom Typ S-matic nach Passau sieht sich die Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB) in ihrer Auffassung bestätigt, dass das Interesse des deutschen ZF-Konzerns von Anfang an eigentlich nur diesem in Steyr entwickelten innovativen Produkt gegolten hat um damit ein Monopol bei Automatikgetrieben für Landmaschinen zu erlangen. Der deutsche ZF-Konzern mit Sitz in Friedrichshafen hatte im Jahre 2000 vom Magna-Konzern des Austrokanadiers Frank Stronach die damalige Steyr-Antriebstechnik übernommen. Damit verbunden waren eine Standortgarantie und die Ankündigung, den Standort Steyr zu einem Kompetenzzentrums für Landmaschinen zu entwickeln. Den Beschäftigten wurden große Opfer für diese Standorterhaltung in Form von Kündigungen, Kurzarbeit und Leistungsdruck abverlangt.

Nach zahlreichen Beschwichtigungen wurde aber im November 2004 die Verlagerung der Getriebemontage an den ZF-Standort Passau bekannt gegeben. Den Beschäftigten wurde angeboten nach Passau zu pendeln oder sich über einen Sozialplan abfertigen zu lassen. Nachdem eine Übernahme der verbliebenen Komponentenfertigung durch den deutschen SLR-Konzern Anfang 2005 scheiterte, wurden 230 Beschäftigte im Juni 2005 in eine neu gegründete Gesellschaft im Rahmen von ZF übernommen. Was die dabei verkündete Standortgarantie bis 2010 wert ist, lässt angesichts der Versprechungen im Jahre 2000 viel Skepsis angebracht sein.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist auch die zu Jahresbeginn 2004 erfolgte Versetzung des offensichtlich als „Störfaktor“ betrachteten GLB-Betriebsrates Franz Bernegger zu sehen, die laut Feststellung des Arbeitsgerichts vom April 2005 rechtswidrig war. Hatte doch der GLB konträr zu den Beschwichtigungen der FSG-Mehrheit im Betriebsrat (6 FSG, 2 GLB) seit Jahren auf die Gefährdung des Standortes Steyr hingewiesen. Weiterhin aber weigert sich der Vorstand Bernegger in die neu gegründete Gesellschaft – in welcher im Herbst 2005 ein neuer Betriebsrat gewählt werden soll – zu übernehmen, so dass dieser gezwungen war auf Übernahme zu klagen.

Die politische Verantwortung für die heutige Situation von ZF Steyr reicht weit in die Vergangenheit zurück, als SPÖ und ÖVP gleichermaßen die Privatisierung der verstaatlichten und halbstaatlichen Industrie als Vorleistung für den EU-Beitritt betrieben. Nicht vergessen werden darf, dass beim Verkauf der Steyr-Daimler-Puch AG an Magna die SPÖ-Spitzenpolitiker Franz Vranitzky und Rudolf Streicher federführend waren und auch heute noch gemeinsam mit Politikern von SPÖ, ÖVP und FPÖ zum Netzwerk von Frank Stronach gehören.