Wider den Backlash – für Arbeitszeitverkürzung!
- Freitag, 1. Juli 2005 @ 18:44
Von Selma Schacht
Diplomsozialarbeiterin
Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung
Betriebsratsvorsitzende
Vorsitzende GLB-GPA
Bald feiert er sein zwanzigjähriges Jubiläum: der Beschluss des ÖGB, die 35-Stundenwoche zu fordern.
Trotzdem müssen die ArbeitnehmerInnen immer längere Arbeitszeiten hinnehmen, durch immer flexiblere Regelungen auf Zuschläge verzichten und nun auch noch zittern, dass die gesetzliche 40-stündige Wochenarbeitszeit erhöht wird. Wohl haben die Gewerkschaften erreicht, dass diese vielen Kollektivverträgen um ein, zwei Stunden verringert wurde - real wird jedoch durchschnittlich 42 und mehr Stunden gearbeitet, ohne dass relevant mehr Entgelt am Konto landet.
Oft nicht beachtet wird auch, dass nicht nur die wöchentliche, sondern genauso die Lebensarbeitszeit ausschlaggebend ist. Und hier wurde von Regierungs- und Kapitalseite in den letzten Jahren - alleine durch die Erhöhung des Pensionsantrittsalters - ein Raubzug an der Lebens- und Freizeit der einzelnen Arbeitenden verübt, der vieles in den Schatten stellt.
Trotzdem hat sich der ÖGB nicht dazu durchgerungen, dies durch effektive Kampfmaßnahmen zu verhindern.
Seit Jahrzehnten steigt die Produktivität, ohne dass ein Ausgleich durch Arbeitszeitverkürzung - bei vollem Lohnausgleich, wohlgemerkt - ernsthaft gefordert, geschweige denn durchgesetzt wurde. Klar ausgesprochen bedeutet dies, dass der Ausbeutungsgrad für die ArbeiterInnen und Angestellten und damit die Gewinne der Unternehmen erhöht wurden. Nachdem diese Strategie, ohne dass dem nennenswerte Gegenkonzepte entgegengestellt wurden, lange Zeit aufging, ist es aus Kapitalsicht nur logisch, in Zeiten des allgemeinen Backlash die Gewinnspanne auch offensiv erweitern zu wollen.
Gesamtgesellschaftlich gesehen ist Arbeitszeitverkürzung jedoch schon Realität: Arbeitslosigkeit ist ihre brutalste Form - je mehr Menschen ohne Erwerbsarbeit sind, desto weniger Arbeitsstunden werden geleistet. Diese Verkürzung geht rein zu Lasten der Lohnabhängigen - die auf Arbeitslosengeld angewiesenen auf der einen Seite, die unter Lohndumping, Flexibilisierung und Deregulierung leidenden Noch-Arbeitenden auf der anderen. Daher: auf die Form kommt es an!
Durch die enorme Rationalisierung der Arbeit wäre heutzutage eine 30-Stundenwoche leicht realisierbar, ohne dass `die Wirtschaft´ `zusammenbräche´. Doch anstatt sich mit immer radikaleren Forderungen zu unterbieten, die in Schubladen-Beschlüssen enden, ist es notwendig, endlich - als ersten Schritt - die 35-Stundenwoche bei mindestens gleichbleibendem Entgelt genauso radikal durchzusetzen!
Kommentar erschienen in: Unique 06/2005
Diplomsozialarbeiterin
Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung
Betriebsratsvorsitzende
Vorsitzende GLB-GPA
Bald feiert er sein zwanzigjähriges Jubiläum: der Beschluss des ÖGB, die 35-Stundenwoche zu fordern.
Trotzdem müssen die ArbeitnehmerInnen immer längere Arbeitszeiten hinnehmen, durch immer flexiblere Regelungen auf Zuschläge verzichten und nun auch noch zittern, dass die gesetzliche 40-stündige Wochenarbeitszeit erhöht wird. Wohl haben die Gewerkschaften erreicht, dass diese vielen Kollektivverträgen um ein, zwei Stunden verringert wurde - real wird jedoch durchschnittlich 42 und mehr Stunden gearbeitet, ohne dass relevant mehr Entgelt am Konto landet.
Oft nicht beachtet wird auch, dass nicht nur die wöchentliche, sondern genauso die Lebensarbeitszeit ausschlaggebend ist. Und hier wurde von Regierungs- und Kapitalseite in den letzten Jahren - alleine durch die Erhöhung des Pensionsantrittsalters - ein Raubzug an der Lebens- und Freizeit der einzelnen Arbeitenden verübt, der vieles in den Schatten stellt.
Trotzdem hat sich der ÖGB nicht dazu durchgerungen, dies durch effektive Kampfmaßnahmen zu verhindern.
Seit Jahrzehnten steigt die Produktivität, ohne dass ein Ausgleich durch Arbeitszeitverkürzung - bei vollem Lohnausgleich, wohlgemerkt - ernsthaft gefordert, geschweige denn durchgesetzt wurde. Klar ausgesprochen bedeutet dies, dass der Ausbeutungsgrad für die ArbeiterInnen und Angestellten und damit die Gewinne der Unternehmen erhöht wurden. Nachdem diese Strategie, ohne dass dem nennenswerte Gegenkonzepte entgegengestellt wurden, lange Zeit aufging, ist es aus Kapitalsicht nur logisch, in Zeiten des allgemeinen Backlash die Gewinnspanne auch offensiv erweitern zu wollen.
Gesamtgesellschaftlich gesehen ist Arbeitszeitverkürzung jedoch schon Realität: Arbeitslosigkeit ist ihre brutalste Form - je mehr Menschen ohne Erwerbsarbeit sind, desto weniger Arbeitsstunden werden geleistet. Diese Verkürzung geht rein zu Lasten der Lohnabhängigen - die auf Arbeitslosengeld angewiesenen auf der einen Seite, die unter Lohndumping, Flexibilisierung und Deregulierung leidenden Noch-Arbeitenden auf der anderen. Daher: auf die Form kommt es an!
Durch die enorme Rationalisierung der Arbeit wäre heutzutage eine 30-Stundenwoche leicht realisierbar, ohne dass `die Wirtschaft´ `zusammenbräche´. Doch anstatt sich mit immer radikaleren Forderungen zu unterbieten, die in Schubladen-Beschlüssen enden, ist es notwendig, endlich - als ersten Schritt - die 35-Stundenwoche bei mindestens gleichbleibendem Entgelt genauso radikal durchzusetzen!
Kommentar erschienen in: Unique 06/2005