Der EU-Vertrag und die Gewerkschaften
- Freitag, 26. Oktober 2007 @ 18:19
Der von einem Konvent erarbeitete Entwurf für eine Europäischen Verfassung ist 2005 an den Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden gescheitert. Dieses Scheitern wurde jedoch nicht zu einem grundsätzlichen Umdenken genützt, sondern der alte Inhalt unter dem Titel „Reformvertrag“ neu aufgelegt. Auch dieser jetzt im Endstadium der Verhandlungen befindliche EU-Vertrag orientiert auf die Entwicklung der EU zu einer ökonomischen, politischen und militärischen Supermacht mit globalen Ambitionen ähnlich den USA. Gleichzeitig bedeutet der Vertrag einen schwerwiegenden Eingriff bzw. die weitgehende Aufhebung der nationalen Verfassungen. Dessen ungeachtet wurde der Verfassungsentwurf 2005 in Österreich nicht einer Volksabstimmung unterworfen, sondern lediglich durch Parlamentsbeschluß sanktioniert. Eine breite Information und Debatte in der Öffentlichkeit wurde damit verweigert, gleiches gilt auch für die bisherige Vorgangsweise bei der Ratifizierung des EU-Vertrages. Dass durch eine solche Verweigerungspolitik der Frust über die EU und die Politik im allgemeinen weiter zunimmt, ist nicht verwunderlich.
Wesentliche Kennzeichen des Vertrages sind die Entwicklung der EU zu einer Militärunion durch Verankerung einer Euro-Armee als Interventionstruppe sowie der Zwang zur Aufrüstung durch Einrichtung einer Rüstungsagentur, eine Zentralisierung politischer Entscheidungen verbunden mit der Möglichkeit eines „Kerneuropa“ unter Führung Deutschlands und Frankreichs, aber auch die Festschreibung des neoliberalen Wirtschaftsmodells durch Verankerung der vier Grundfreiheiten, des Binnenmarkts und der Liberalisierung und Deregulierung aller Bereiche.
Bereits jetzt sind – mit Zustimmung der österreichischen Regierung und des Parlaments – rund 80 Prozent der Kompetenzen EU-Mitgliedsländer an die EU-Ebene abgegeben worden. Während durch den EU-Vertrag die nationalen Parlamente weiter an Bedeutung verlieren, bleiben dem EU-Parlament auch künftig Gesetzgebung und Bestellung der Exekutive vorenthalten. Das bedeutet de facto eine Verlagerung aller wesentlichen Entscheidungen in einen demokratiefreien Raum die dem Trend zu einer Ökonomisierung der Politik durch Unterordnung unter selbstgeschaffene Sachzwänge und Spielregeln des „freien Markts“ entspricht.
Auch aus der Sicht der Lohnabhängigen und der Gewerkschaften gibt es eine starke Betroffenheit durch diesen Vertrag:
• Die als Schritt zu einem „sozialen Europa“ gepriesene Charta der Grundrechte wird voraussichtlich zu einem unverbindlichen Abdruck im EU-Amtsblatt zurückgestuft. Davon abgesehen wird die Realisierung der Grundrechte durch die ökonomischen Vorgaben, die Auflagen zur nachhaltigen Budgetsanierung und den Zwang zur Aufrüstung unterlaufen.
• Die Liberalisierung der öffentlichen Dienste bedeutet einen massiven Angriff auf elementare Bereiche der Grundversorgung.
• Die Übergabe der Verhandlungskompetenz mit der WTO von den Mitgliedsländern an die EU-Ebene bedeutet den Verlust jeglichen Spielraums für eine eigenständige Wirtschaftspolitik.
• Gleiches gilt auch für die Kompetenz in Bezug auf ausländische Direktinvestitionen und die Entsenderichtlinien.
Für Lohnabhängige, Erwerbsarbeitslose und Prekarisierte bedeutet daher der EU-Vertrag letztlich die Legitimierung eines verstärkten Druckes auf Arbeitsplätze, Einkommen, Sozialleistungen und Mitbestimmung. Schon aus diesen Gesichtspunkten ist eine umfassende und gründliche Auseinandersetzung damit notwendig. Gerade die Gewerkschaften müssen sich mit dem Inhalt des EU-Vertrages kritisch auseinandersetzen und die darin verankerten Ziele mit den Interessen der von ihnen vertretenen Menschen abwägen.
Angesichts der grundsätzlichen Bedeutung dieses Vertrages mit dem Charakter einer Verfassung halten wir es für unabdingbar eine breite öffentliche Meinungsbildung und Entscheidung über den Inhalt des EU-Vertrages herbeizuführen. Wir fordern weiters Regierung und Parlament auf, den EU-Vertrag angesichts ihrer weit reichenden Bedeutung im Sinne einer Mitsprache der Bevölkerung einer Volksabstimmung zu unterziehen.
Entwurf für eine Musterresolution für Gewerkschaften, Betriebsräte und Personalvertretungen
Wesentliche Kennzeichen des Vertrages sind die Entwicklung der EU zu einer Militärunion durch Verankerung einer Euro-Armee als Interventionstruppe sowie der Zwang zur Aufrüstung durch Einrichtung einer Rüstungsagentur, eine Zentralisierung politischer Entscheidungen verbunden mit der Möglichkeit eines „Kerneuropa“ unter Führung Deutschlands und Frankreichs, aber auch die Festschreibung des neoliberalen Wirtschaftsmodells durch Verankerung der vier Grundfreiheiten, des Binnenmarkts und der Liberalisierung und Deregulierung aller Bereiche.
Bereits jetzt sind – mit Zustimmung der österreichischen Regierung und des Parlaments – rund 80 Prozent der Kompetenzen EU-Mitgliedsländer an die EU-Ebene abgegeben worden. Während durch den EU-Vertrag die nationalen Parlamente weiter an Bedeutung verlieren, bleiben dem EU-Parlament auch künftig Gesetzgebung und Bestellung der Exekutive vorenthalten. Das bedeutet de facto eine Verlagerung aller wesentlichen Entscheidungen in einen demokratiefreien Raum die dem Trend zu einer Ökonomisierung der Politik durch Unterordnung unter selbstgeschaffene Sachzwänge und Spielregeln des „freien Markts“ entspricht.
Auch aus der Sicht der Lohnabhängigen und der Gewerkschaften gibt es eine starke Betroffenheit durch diesen Vertrag:
• Die als Schritt zu einem „sozialen Europa“ gepriesene Charta der Grundrechte wird voraussichtlich zu einem unverbindlichen Abdruck im EU-Amtsblatt zurückgestuft. Davon abgesehen wird die Realisierung der Grundrechte durch die ökonomischen Vorgaben, die Auflagen zur nachhaltigen Budgetsanierung und den Zwang zur Aufrüstung unterlaufen.
• Die Liberalisierung der öffentlichen Dienste bedeutet einen massiven Angriff auf elementare Bereiche der Grundversorgung.
• Die Übergabe der Verhandlungskompetenz mit der WTO von den Mitgliedsländern an die EU-Ebene bedeutet den Verlust jeglichen Spielraums für eine eigenständige Wirtschaftspolitik.
• Gleiches gilt auch für die Kompetenz in Bezug auf ausländische Direktinvestitionen und die Entsenderichtlinien.
Für Lohnabhängige, Erwerbsarbeitslose und Prekarisierte bedeutet daher der EU-Vertrag letztlich die Legitimierung eines verstärkten Druckes auf Arbeitsplätze, Einkommen, Sozialleistungen und Mitbestimmung. Schon aus diesen Gesichtspunkten ist eine umfassende und gründliche Auseinandersetzung damit notwendig. Gerade die Gewerkschaften müssen sich mit dem Inhalt des EU-Vertrages kritisch auseinandersetzen und die darin verankerten Ziele mit den Interessen der von ihnen vertretenen Menschen abwägen.
Angesichts der grundsätzlichen Bedeutung dieses Vertrages mit dem Charakter einer Verfassung halten wir es für unabdingbar eine breite öffentliche Meinungsbildung und Entscheidung über den Inhalt des EU-Vertrages herbeizuführen. Wir fordern weiters Regierung und Parlament auf, den EU-Vertrag angesichts ihrer weit reichenden Bedeutung im Sinne einer Mitsprache der Bevölkerung einer Volksabstimmung zu unterziehen.
Entwurf für eine Musterresolution für Gewerkschaften, Betriebsräte und Personalvertretungen