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GLB-INFRA: Siemens feiert! Wir feuern Siemens. Feuern Sie mit!?

  • Sonntag, 3. Oktober 2004 @ 15:31
Vida Mit einem "öffentlichen Leichenschmaus" demonstrierte der Gewerkschaftliche Linksblock-INFRA (GLB-INFRA), am 3.Oktober 2004 vor der Oper in Wien dagegen, wie ein Weltkonzern wie Siemens seine Belegschaft mit Arbeitszeitverlängerung um ihre Löhne bringt. "Einer der größten Konzerne der Welt, der die Atompolitik mitbestimmt, ihre Aktionäre mit Ausschüttungen (über 40%) verwöhnt und die Staatskasse mit einer Steuerleistung von 10 Prozent nicht gerade überfüllt, setzt der Belegschaft im Standortpoker, mit einer Wochenarbeitszeitverlängerung um 5 Stunden ohne Lohnausgleich, geradezu das Messer an die Kehle", so der Sprecher der GLB-INFRA, Theo Schneider.

Die Wiener Arbeiterkammerrätin Beatrix Todter (GLB): "Trotz Rückgang des Umsatzes kann Siemens die Gewinne durch Abbau Tausender Beschäftigter seine "Günstlingen" mit 117-prozentiger Dividende belohnen. Mit einer Arbeitszeitverlängerung auf 40 Stunden beginnt der soziale Rückschritt und bei einer 70-Stunden-Wochenarbeitszeit endet vielleicht der menschliche Kahlschlag."

"Was hier ein gewinnträchtiges Unternehmen vorführt, ist eindeutig Erpressung abhängiger Beschäftigter, durch unbezahlte Mehrarbeit. Diesen sittenwidrigen Lohnwucher, wollen AktivistInnen der GLB-INFRA-Gewerkschaft mit der sonntägigen Aktion augenscheinlich vermitteln", erklärt Todter abschließend.


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Die Fakten: 125 Jahre – Siemens feiert - Wir feuern Siemens. Feuern Sie mit!?
Öffentlicher Leichenschmaus am Sonntag 3.Oktober 2004 um 18.30 Uhr vor der Oper.

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) 2003 von 287 Mio. EURO. Erfolgreichste Landesgesellschaft des Konzerns. Körperschaftssteuer 29,6 Mio. = 10,31 % des EGT.

Beschäftigungsstände gehen zurück (2,3%), dafür versorgt die Kapitalgesellschaft ihre Eigentümer mit Ausschüttungen (Dividenden) aus der Unternehmenssubstanz (116,9%).

Atompolitik der Siemens ist von strategischem Stellenwert für die Atomlobby. Projekte in der Türkei, Rußland und China vergrößern die Risken.

Gewinnträchtiges Unternehmen erpreßt abhängige Beschäftigte durch Rückkehr zur 40-Stunden-Woche zur unbezahlten Mehrarbeit. Dies entspricht einer Lohnkürzung von 15%. Dieser Lohnwucher ist sittenwidrig, weil er die Schutzlosigkeit der Beschäftigten schamlos ausnützt. Damit will sich das Unternehmen einen Profitvorsprung sichern. Und die EU bejubelt den Siemens-Coup. Andere Stimmen sprechen schon von 42 Stunden und mehr.

Einstieg vom Ausstieg!

Erst vor 10 Jahren gab es den Einstieg in die 40-Stunden-Wochen. Jetzt steigt man wieder in die Wochenarbeitszeitverlängerung von 35 auf 40 Stunden ein und will Urlaubs- und Weihnachtsgeld in ertragsabhängige Jahressonderzahlungen umwandeln. Und das alles unter dem Erpressungsmittel „Standortverlagerung“.

Von Sonderzahlungen bleibt höchstens die Hälfte und Leistungszulagen entfallen = minus 15% Brutto. Werk Bocholt hatte 2001 noch 4.500 Beschäftigte, heute 2.300. Der Damm gegen die allgemeine schrittweise Arbeitszeitverlängerung wird in Kürze brechen.

Siemens ist derzeit einzigartig, aber gerade deshalb wegweisend! Sie ist Wegbereiter für unbezahlte Mehrarbeit. Verlängerung der Arbeitszeit ist Lohnkürzung = fantasielose Standortpolitik.

Siemens ist eines der führenden multinational operierenden Unternehmen = Renditen von 15% und mehr. Das Unternehmen hat keine Wettbewerbsschwächen zu bekämpfen.

Arbeitszeitpolitik als Kostensenkungsinstrument im Standortpoker. Deutschland ist Wettbewerbsvorreiter statt Freizeitweltmeister. Andere Länder werden folgen. Zukünftig noch mehr Produktion und Leistungen, mit noch weniger Arbeitskräften und noch weniger Aussichten für Arbeitslose. Auch eindeutiger sozialer Rückschritt.