So nicht!
- Montag, 15. Februar 2016 @ 08:00
Heike Fischer über den Feminismus der Machos
Sexuelle Übergriffe gegen Frauen in der Silvesternacht in Köln, aber auch in Salzburg oder Wien lassen die Wogen hochsteigen. Nicht um die Opfer geht es, nein viel mehr wird die Diskussion um Verschärfung im Asylrecht, die Beschleunigung von Abschiebungen und überhaupt die „Einwanderung“ sexueller Gewalt durch Migranten aufgebauscht Da wird ein Thema für Rassismus instrumentalisiert, in dem es eigentlich um ein grundsätzliches Anliegen der fortschrittlichen Frauenbewegung geht. Um den Kampf gegen sexuelle und sexualisierte Gewalt in Ehe und Partnerschaft, am Arbeitsplatz und in der alltäglichen Lebenswelt. Um den Kampf für Gewaltschutz, bedarfsgerechte Frauenhäuser und die Durchsetzung des Rechts auf Selbstbestimmung.
Mit Migration hat das wenig, mit gesellschaftlicher Rollenzuschreibung, Sexismus und dem Festhalten am Klischee vom „starken Mann im Haus“ hingegen viel zu tun. Sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen und Belästigung geschehen tagtäglich auch vor der eigenen Haustür und durch Nicht-Migranten, und das scheint wenige aufzuregen. Die Botschaft meist männlicher Pseudobeschützer von Polizei und anderen Behörden lautet dann überspitzt gesagt: „Frauchen, geh nicht alleine fort, geh nicht an gefährliche Orte, geh nicht im Dunkeln! Und tust du es doch, bist du selbst dran schuld, wenn was passiert.“
Also Frau, lass dich an die Kette legen, damit du in Sicherheit bist. Auch ein „Po-Grapschen“ (Abgeordneter Markus Franz, vormals Team Stronach, jetzt ÖVP, ist beispielgebend) ist ja wohl tolerierbar, wenn es dir dann den Mann verschafft, der dich schützt, nährt und sichert. Weg mit deiner Selbstständigkeit, die du ohnehin nicht leben willst, bleib daheim und sorge für deinen Beschützer.
Dann könntest du dir auch die Rufe nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, den Schrei nach einem Mindestlohn von 1.700 Euro, das Jammern um die unbezahlte Arbeit beim Kümmern um die Kinder und zur Pflege von Angehörigen sparen. Du bräuchtest nicht mehr so viel Bildung, weil du ohnehin nie eine Führungsposition bekommst, du könntest die Politik den Männern überlassen und wir könnten auf Gewaltschutzzentren, Notwohnungen und Frauen- und Mädchenberatungsstellen verzichten.
Keine Diskussion mehr um Einkommensschere, Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle. Na und das leidliche Thema Pensionssicherung hätte sich auch erledigt. Schluss mit der Emanzipation, aus und basta! Ui, jetzt bin ich doch ein wenig in die Gedankenwelt einiger Ober-Machos abgedriftet.
Nein, liebe Männer, so einfach ist das nicht. Schließlich leben wir im Jahr 2016, da sind wir schon um einiges selbstbewusster. Wir bemerken die unterschwellige, versteckte Frauenfeindlichkeit, die beispielsweise in so manchen politischen Beschlüssen steckt, die Frauen ausgrenzt und die Frauen abwertet. Wir müssen zwar keine Kopftücher mehr tragen, dürfen wählen gehen und Bildung erwerben. Aber von Gerechtigkeit und Chancengleichheit sind wir auch in Österreich noch weit entfernt.
Heike Fischer ist Diplompädagogin und Betriebsratsvorsitzende im Diakonie Zentrum Spattstraße Linz und GLB-Landesvorsitzende in OÖ
Sexuelle Übergriffe gegen Frauen in der Silvesternacht in Köln, aber auch in Salzburg oder Wien lassen die Wogen hochsteigen. Nicht um die Opfer geht es, nein viel mehr wird die Diskussion um Verschärfung im Asylrecht, die Beschleunigung von Abschiebungen und überhaupt die „Einwanderung“ sexueller Gewalt durch Migranten aufgebauscht Da wird ein Thema für Rassismus instrumentalisiert, in dem es eigentlich um ein grundsätzliches Anliegen der fortschrittlichen Frauenbewegung geht. Um den Kampf gegen sexuelle und sexualisierte Gewalt in Ehe und Partnerschaft, am Arbeitsplatz und in der alltäglichen Lebenswelt. Um den Kampf für Gewaltschutz, bedarfsgerechte Frauenhäuser und die Durchsetzung des Rechts auf Selbstbestimmung.
Mit Migration hat das wenig, mit gesellschaftlicher Rollenzuschreibung, Sexismus und dem Festhalten am Klischee vom „starken Mann im Haus“ hingegen viel zu tun. Sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen und Belästigung geschehen tagtäglich auch vor der eigenen Haustür und durch Nicht-Migranten, und das scheint wenige aufzuregen. Die Botschaft meist männlicher Pseudobeschützer von Polizei und anderen Behörden lautet dann überspitzt gesagt: „Frauchen, geh nicht alleine fort, geh nicht an gefährliche Orte, geh nicht im Dunkeln! Und tust du es doch, bist du selbst dran schuld, wenn was passiert.“
Also Frau, lass dich an die Kette legen, damit du in Sicherheit bist. Auch ein „Po-Grapschen“ (Abgeordneter Markus Franz, vormals Team Stronach, jetzt ÖVP, ist beispielgebend) ist ja wohl tolerierbar, wenn es dir dann den Mann verschafft, der dich schützt, nährt und sichert. Weg mit deiner Selbstständigkeit, die du ohnehin nicht leben willst, bleib daheim und sorge für deinen Beschützer.
Dann könntest du dir auch die Rufe nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, den Schrei nach einem Mindestlohn von 1.700 Euro, das Jammern um die unbezahlte Arbeit beim Kümmern um die Kinder und zur Pflege von Angehörigen sparen. Du bräuchtest nicht mehr so viel Bildung, weil du ohnehin nie eine Führungsposition bekommst, du könntest die Politik den Männern überlassen und wir könnten auf Gewaltschutzzentren, Notwohnungen und Frauen- und Mädchenberatungsstellen verzichten.
Keine Diskussion mehr um Einkommensschere, Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle. Na und das leidliche Thema Pensionssicherung hätte sich auch erledigt. Schluss mit der Emanzipation, aus und basta! Ui, jetzt bin ich doch ein wenig in die Gedankenwelt einiger Ober-Machos abgedriftet.
Nein, liebe Männer, so einfach ist das nicht. Schließlich leben wir im Jahr 2016, da sind wir schon um einiges selbstbewusster. Wir bemerken die unterschwellige, versteckte Frauenfeindlichkeit, die beispielsweise in so manchen politischen Beschlüssen steckt, die Frauen ausgrenzt und die Frauen abwertet. Wir müssen zwar keine Kopftücher mehr tragen, dürfen wählen gehen und Bildung erwerben. Aber von Gerechtigkeit und Chancengleichheit sind wir auch in Österreich noch weit entfernt.
Heike Fischer ist Diplompädagogin und Betriebsratsvorsitzende im Diakonie Zentrum Spattstraße Linz und GLB-Landesvorsitzende in OÖ