Bildung ist ein Menschenrecht!
- Sonntag, 14. Februar 2016 @ 08:00
Heike Fischer zur Bildungspolitik
Unter dem Motto „Gemeinsame Schule! Demokratische Schule! Mehr Geld für Bildung!“ veranstaltete am 2. Februar 2016 die überparteiliche „Bildungsinitiative OÖ“ eine Demonstration für eine Bildungsreform im Interesse der Betroffenen. Die Sparpolitik im öffentlichen Dienst wirkt sich sowohl für PädagogInnen als auch für Kinder und Jugendliche angefangen vom Kindergartenalter bis hin zum Studium oder der Berufsausbildung verheerend aus. Viel zu große Lerngruppen, viel zu wenig Arbeitsplatz, zu wenig Personal im Bereich der sozialen und psychischen Betreuung, schlecht funktionierende EDV-Technik und unzureichende Minimalvarianten der Nachmittagsbetreuung sind nur einige Kennzeichen der bestehenden Bildungspolitik.
Die ökonomische Effizienz – Verwertbarkeit und Budgetschonung – stehen im Vordergrund. Tatsächlich sollte es aber um die Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen gehen, die dort heranwachsen und lernen, und um sinnvolle Rahmenbedingungen für die, die dort arbeiten.
Nebuloses Kommissionspapier
Das im November 2015 veröffentlichte Papier der Bildungsreformkommission enthält noch nicht viel Konkretes. Noch deutlicher als bisher soll der Bildungsbereich verwertungsökonomischen Interessen untergeordnet werden. Stichwort „Bildungskompass“. Mit ihm sollen die Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen fortlaufender Überprüfung und Dokumentation unterworfen werden, und das bereits beginnend im Kindergartenalter.
Mit Bildung und freier, selbstbestimmter Entwicklung hat dies freilich wenig zu tun. Permanentes Controlling stärkt nicht die Lernenden, sondern zielt darauf ab, dem Schul- und Bildungsmanagement mehr Bedeutung durch die Umsetzung der zentralen Vorgaben und Bildungsziele und der Erstellung von Qualitätsberichten einzuräumen.
Thinker und Doer
In seiner Ansprache zitierte Thomas Erlach (GLB) den neoliberalen Vordenker Milton Friedman, der die Menschheit in zehn Prozent Thinker und 90 Prozent Doer teilt. Für die Doer reicht es aus, wenn sie so gebildet sind, dass sie am Arbeitsplatz die Anordnungen der zehn Prozent Thinker umsetzen können. Das ist die Ideologie, die hinter dem vorgestellten Bildungsmodell steckt. Von Demokratie keine Spur.
Der entschlossene Weg beispielsweise hin zu einer Gesamtschule wäre ein tatsächlicher Demokratieschritt auch in Richtung Chancengleichheit. Ohne ausreichende finanzielle Investition wird dieser aber nicht funktionieren. Und ohne Ausbau der inneren Demokratie, z.B. mehr Entscheidungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche darüber was und wie sie etwas lernen wollen oder Entscheidungsmöglichkeiten der PädagogInnen darüber was und wie sie etwas lehren und vermitteln wollen, wird es keinen Fortschritt in der Bildungspolitik geben.
Für eine wirkliche Bildungsreform, die diesen Namen auch verdient, bedarf es also einer grundlegenden Trendumkehr. Die Kinder einer demokratischen, zukunftstauglichen Gesellschaft brauchen keine Screenings, Scans und Dauertestungen und auch keine Laufzettel auf ihren Köpfen, sondern genügend Zuwendung und Betreuung von bestens ausgebildeten PädagogInnen und die Bereitstellung von genügend Zeit und Raum und vielfältigem Angebot. Daher geht es auch um ein Ende der restriktiven Budgetpolitik und die Aufbringung aller erforderlichen Mittel, die überall die Umsetzung einer zeitgemäßen Pädagogik ermöglichen. Eine Umverteilung des gesellschaftlichen Vermögens und der gesamtgesellschaftlichen Wertschöpfung zu Gunsten einer fortschrittlichen Bildungspolitik ist erforderlich.
Es geht um Bildung hin zu eigenständigem Denken, hin zu kritischer Analyse gesellschaftlicher Abläufe, Bildung um die Propagandalügen der Politik zu erkennen und Bildung weg vom Untertanen und hin zum mündigen Menschen.
Heike Fischer ist Diplompädagogin und Betriebsratsvorsitzende im Diakonie Zentrum Spattstraße Linz und GLB-Landesvorsitzende in OÖ
Unter dem Motto „Gemeinsame Schule! Demokratische Schule! Mehr Geld für Bildung!“ veranstaltete am 2. Februar 2016 die überparteiliche „Bildungsinitiative OÖ“ eine Demonstration für eine Bildungsreform im Interesse der Betroffenen. Die Sparpolitik im öffentlichen Dienst wirkt sich sowohl für PädagogInnen als auch für Kinder und Jugendliche angefangen vom Kindergartenalter bis hin zum Studium oder der Berufsausbildung verheerend aus. Viel zu große Lerngruppen, viel zu wenig Arbeitsplatz, zu wenig Personal im Bereich der sozialen und psychischen Betreuung, schlecht funktionierende EDV-Technik und unzureichende Minimalvarianten der Nachmittagsbetreuung sind nur einige Kennzeichen der bestehenden Bildungspolitik.
Die ökonomische Effizienz – Verwertbarkeit und Budgetschonung – stehen im Vordergrund. Tatsächlich sollte es aber um die Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen gehen, die dort heranwachsen und lernen, und um sinnvolle Rahmenbedingungen für die, die dort arbeiten.
Nebuloses Kommissionspapier
Das im November 2015 veröffentlichte Papier der Bildungsreformkommission enthält noch nicht viel Konkretes. Noch deutlicher als bisher soll der Bildungsbereich verwertungsökonomischen Interessen untergeordnet werden. Stichwort „Bildungskompass“. Mit ihm sollen die Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen fortlaufender Überprüfung und Dokumentation unterworfen werden, und das bereits beginnend im Kindergartenalter.
Mit Bildung und freier, selbstbestimmter Entwicklung hat dies freilich wenig zu tun. Permanentes Controlling stärkt nicht die Lernenden, sondern zielt darauf ab, dem Schul- und Bildungsmanagement mehr Bedeutung durch die Umsetzung der zentralen Vorgaben und Bildungsziele und der Erstellung von Qualitätsberichten einzuräumen.
Thinker und Doer
In seiner Ansprache zitierte Thomas Erlach (GLB) den neoliberalen Vordenker Milton Friedman, der die Menschheit in zehn Prozent Thinker und 90 Prozent Doer teilt. Für die Doer reicht es aus, wenn sie so gebildet sind, dass sie am Arbeitsplatz die Anordnungen der zehn Prozent Thinker umsetzen können. Das ist die Ideologie, die hinter dem vorgestellten Bildungsmodell steckt. Von Demokratie keine Spur.
Der entschlossene Weg beispielsweise hin zu einer Gesamtschule wäre ein tatsächlicher Demokratieschritt auch in Richtung Chancengleichheit. Ohne ausreichende finanzielle Investition wird dieser aber nicht funktionieren. Und ohne Ausbau der inneren Demokratie, z.B. mehr Entscheidungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche darüber was und wie sie etwas lernen wollen oder Entscheidungsmöglichkeiten der PädagogInnen darüber was und wie sie etwas lehren und vermitteln wollen, wird es keinen Fortschritt in der Bildungspolitik geben.
Für eine wirkliche Bildungsreform, die diesen Namen auch verdient, bedarf es also einer grundlegenden Trendumkehr. Die Kinder einer demokratischen, zukunftstauglichen Gesellschaft brauchen keine Screenings, Scans und Dauertestungen und auch keine Laufzettel auf ihren Köpfen, sondern genügend Zuwendung und Betreuung von bestens ausgebildeten PädagogInnen und die Bereitstellung von genügend Zeit und Raum und vielfältigem Angebot. Daher geht es auch um ein Ende der restriktiven Budgetpolitik und die Aufbringung aller erforderlichen Mittel, die überall die Umsetzung einer zeitgemäßen Pädagogik ermöglichen. Eine Umverteilung des gesellschaftlichen Vermögens und der gesamtgesellschaftlichen Wertschöpfung zu Gunsten einer fortschrittlichen Bildungspolitik ist erforderlich.
Es geht um Bildung hin zu eigenständigem Denken, hin zu kritischer Analyse gesellschaftlicher Abläufe, Bildung um die Propagandalügen der Politik zu erkennen und Bildung weg vom Untertanen und hin zum mündigen Menschen.
Heike Fischer ist Diplompädagogin und Betriebsratsvorsitzende im Diakonie Zentrum Spattstraße Linz und GLB-Landesvorsitzende in OÖ