Aus der Geschichte vom ersten Weltkrieg lernen
- Montag, 24. November 2014 @ 11:45
Werner Lang sammelte Fakten über den ersten Weltkrieg
Bei gesellschaftlichen Verhältnissen, indem sich die Gesellschaft schon zu einer in Produzenten und Eigentümer gespaltenen entwickelt hat, können die, die im Besitz der Produktionsmittel und die Kommandohöhen der Wirtschaft beherrschen, so wie es im Ersten Weltkrieg der Fall war, auch in Kriegszeiten immense Gewinne einfahren. Für die Mehrheit der Bevölkerung, besonders für die Lohnarbeiter „trat im ersten Weltkrieg eine richtiggehende Verelendung ihrer Lebensbedingungen ein“, (Hautmann).
Rüstungsprofite steigen
Für den Beweis der Profitmacherei auch in Kriegszeiten braucht man nicht mehr als ein paar Zahlen, Daten und Beispiele anführen. Z. B., wenn wir die Reingewinne von einigen Rüstungsfirmen Österreich-Ungarns vom Vorkriegsdurchschnitt mit den Gewinnen von 1916/17, vergleichen, so betrug der Gewinn bei den Skodawerke vor 1914 5,6 Mio. Kronen, danach kontinuierlich ansteigend, 1916/17 auf 18,2 Mio. Kronen. Waffenfabrik Steyr, davor 2,7 Mio. Kronen, 1916/17, 18,2 Mio. Kronen. (Sibylle Reinhardt, S.54).
„Die Gewinnsteigerung der Creditanstalt betrug 1915 gegenüber dem Vorjahr beinahe 100 Prozent. Das Eigenkapital der sieben Großbanken stieg im Krieg um 691 Millionen Kronen, die Fremdkapitalien wuchsen auf 9,4 Milliarden.“ (Scheffer Egon, S. 315) Die Vergrößerung der Gewinne erzielte man durch verstärke Ausbeutung. Die arbeitenden Menschen wurden in die Verelendung und zum Hungertod getrieben.
„Zur Verelendung von Lohnarbeitern führte, einerseits die Preisentwicklung und Reallohnverlusten, andererseits ab 1914 in Form der Militarisierung der Arbeit, durch das am 25, Juli 1914 Inkrafttreten des „Kriegsleistungsgesetzes“. (F. Tremmel S. 373). 1917/1918 mussten, in der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, 1,3 Millionen Arbeiter in 4.500 Betrieben allen Befehlen der militärischen Leitung Folge leisten. Sie unterstanden militärischer Disziplinar- und Strafgewalt. Ein Streikverbot wurde erlassen. Der freie Arbeitsvertrag wurde einfach beseitigt.“ (Adler Emanuel).
Durch dieses Gesetz wurde das Recht des Arbeiters, seinen Arbeitsplatz zu wechseln, gleich mit beseitigt. „Die Lebenshaltungskosten (berechnet nach dem durchschnittlichen Lebensmittelverbrauch (von Wiener Arbeiterfamilien im Jahre 1912) stiegen bis zum Oktober 1918 um 1200 bis 1600 Prozent. Demgegenüber waren die Löhne nur etwa das Doppelte angewachsen, so dass die Arbeiter gezwungen waren, durch Überstunden ihren kargen Lohn zu erhöhen.“ (F. Klenner, Bd. 1, S. 457). „Auch die zunehmende Geldentwertung führte nach 1916 immer mehr zu einem Rückgang des Realeinkommens. Aus diesem Grund verdiente ein Arbeiter zu Kriegsende real um 63 Prozent weniger als im Jahre 1914.“ (Hautmann/Kropf).
Unter Militärkommando
„1916/1917 führte der Krieg, durch den eintretenden Lebensmittelmangel, bei den Arbeitenden Menschen zur Hungersnot. Um den Engpässen abzuhelfen, ist im April 1914 staatlicherseits nach und nach ein Kartensystem eingeführt worden, für Brot und Mehl, später für Zucker Milch, Kaffee, Fett, Kartoffeln usw. Die tägliche Kaloriensumme der über das Kartensystem den Schwerarbeitern zustehenden Mengen betrug 1917 durchschnittlich 1.730 und im Jahr 1918 nur mehr 1.300 Kalorien“, schreibt Hautmann.
Frauen im Einsatz
„Die Männer, die nur halbwegs kriegstauglich erschienen, wurden in den Kriegsdienst eingezogen. „Von den 1,3 Millionen Arbeiter in den „Kriegsleistungsbetrieben“ der österreichischen Reichshälfte waren 1917/18 363.000 Frauen“ (Hautmann). „In den Munitions- und Pulverfabriken von Hirtenberg, Wöllerstorf und Blumau bestand 1917/18 die Belegschaft zu 45 Prozent aus Frauen. Die Löhne betrugen oft nur die Hälfte der Männerlöhne. Und um tagsüber ihre Kinder betreuen zu können, waren viele Frauen zur Nachtarbeit gezwungen.“ (Hautmann). „Daneben kamen auch Jugendliche, ältere Personen und Kriegsgefangene immer stärker zum Einsatz.“ (W. Weber, S. 583).
Mathias Brucker schreibt in seiner Diplomarbeit, dass es nicht gelang, die Bergbauarbeiter ausreichend zu versorgen, was auch bei ihnen zu Mangel- und Unterernährung führte. Die Konzentrationsfähigkeit litt durch die schlechte Ernährung, was mehr Unfälle zur Folge hatte. Kranke und Verletzte mussten oft Stunden auf ärztliche Versorgung warten, da viele Ärzte und Sanitäter an die Front beordert worden waren. Nicht besser sahen die Zustände bei den Textilarbeiter/Innen aus. Mangelernährung war auch hier ein großes Problem, das unter anderem durch die niedrigen Löhne im Verhältnis zu den Preisen für Lebensmittel auf den Märken mit verursacht wurde.
Im Jahresbericht 1918 von der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskasse wurde „Speziell auf die Tuberkulosefälle hingewiesen. Hinzu kamen auch viele Hungerkranke im Jahr 1918. Auch in den früheren Kriegsjahren sollen zahlreiche Erkrankungen aufgetreten sein“. Mit zunehmender Kriegsdauer verschlechterte sich auch die gesundheitliche Situation bei den Eisenbahnern und deren Familien. Für das letzte Kriegsjahr nahmen die Erkrankungen um hundert Prozent gegenüber dem Jahr 1913 zu, bei den Todesfällen um fünfzig Prozent.“ (S. 17, S. 18).
„Bei den wichtigsten Nahrungsmitteln, wie Fleisch, Fett, Milch Eier, hatte die Regierung Höchstpreise festgesetzt. Sobald für eine Ware ein Höchstpreis verlautbart war, verschwand sie vom Markte, um dann auf den dunklen Wegen des Schleichhandels um ein Mehrfaches des Höchstpreises abgesetzt zu werden“, schreibt Mathias Bruckner. (S.118). „Bis zu Frühjahr 1918 wiesen Preise eine Steigerung von 300 bis 1000 Prozent auf.“ (Hautmann/Kropf S.114)
„Die Arbeitszeit in den Kriegsjahren betrug in den militärischen Betrieben, in der Regel, 13 Stunden, und darüber hinaus. Die gesetzlichen Bestimmungen über Sonn- und Feiertagsruhe wurden eliminiert. … In der Munitionsfabrik Hirtenberg und im Krupp-Metallwerk Berndorf haben Frauen bis zu 16 Stunden täglich gearbeitet. Die Unfälle am Arbeitsplatz nahmen, durch Außerkraftsetzung einer Reihe von Schutzbestimmungen zu Beginn des Krieges und Einbeziehung einer großen Zahl ungelernter Arbeiterinnen und Arbeiter in den Betrieben, die mit dem Arbeitsablauf nicht vertraut waren, und die aus Lebensmittelmangel sowie steigender Arbeitsintensität resultierende physische und psychische Überlastung, beträchtlich zu. Die tödlichen Unfälle wuchsen ab 1916 rapide an“ (Hautmann).
Daraus können wir die Erkenntnis ziehen, dass Kriege für den arbeitenden Menschen nur Not und Elend bringt. Darum haben wir zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg eine Broschüre über den „Weltkrieg“ von Eva Priester herausgegeben. Dieser Broschüre beinhaltet nur einen kleinen Teil aus ihrem Buch, „Kurze Geschichte Österreichs“, Teil zwei, erschienen 1949, indem sie mit der Methode des Historischen Materialismus einen guten Einblick in diese Zeit vermittelt.
Werner Lang ist im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, Werkstatt Wien, aktiv
Bei gesellschaftlichen Verhältnissen, indem sich die Gesellschaft schon zu einer in Produzenten und Eigentümer gespaltenen entwickelt hat, können die, die im Besitz der Produktionsmittel und die Kommandohöhen der Wirtschaft beherrschen, so wie es im Ersten Weltkrieg der Fall war, auch in Kriegszeiten immense Gewinne einfahren. Für die Mehrheit der Bevölkerung, besonders für die Lohnarbeiter „trat im ersten Weltkrieg eine richtiggehende Verelendung ihrer Lebensbedingungen ein“, (Hautmann).
Rüstungsprofite steigen
Für den Beweis der Profitmacherei auch in Kriegszeiten braucht man nicht mehr als ein paar Zahlen, Daten und Beispiele anführen. Z. B., wenn wir die Reingewinne von einigen Rüstungsfirmen Österreich-Ungarns vom Vorkriegsdurchschnitt mit den Gewinnen von 1916/17, vergleichen, so betrug der Gewinn bei den Skodawerke vor 1914 5,6 Mio. Kronen, danach kontinuierlich ansteigend, 1916/17 auf 18,2 Mio. Kronen. Waffenfabrik Steyr, davor 2,7 Mio. Kronen, 1916/17, 18,2 Mio. Kronen. (Sibylle Reinhardt, S.54).
„Die Gewinnsteigerung der Creditanstalt betrug 1915 gegenüber dem Vorjahr beinahe 100 Prozent. Das Eigenkapital der sieben Großbanken stieg im Krieg um 691 Millionen Kronen, die Fremdkapitalien wuchsen auf 9,4 Milliarden.“ (Scheffer Egon, S. 315) Die Vergrößerung der Gewinne erzielte man durch verstärke Ausbeutung. Die arbeitenden Menschen wurden in die Verelendung und zum Hungertod getrieben.
„Zur Verelendung von Lohnarbeitern führte, einerseits die Preisentwicklung und Reallohnverlusten, andererseits ab 1914 in Form der Militarisierung der Arbeit, durch das am 25, Juli 1914 Inkrafttreten des „Kriegsleistungsgesetzes“. (F. Tremmel S. 373). 1917/1918 mussten, in der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, 1,3 Millionen Arbeiter in 4.500 Betrieben allen Befehlen der militärischen Leitung Folge leisten. Sie unterstanden militärischer Disziplinar- und Strafgewalt. Ein Streikverbot wurde erlassen. Der freie Arbeitsvertrag wurde einfach beseitigt.“ (Adler Emanuel).
Durch dieses Gesetz wurde das Recht des Arbeiters, seinen Arbeitsplatz zu wechseln, gleich mit beseitigt. „Die Lebenshaltungskosten (berechnet nach dem durchschnittlichen Lebensmittelverbrauch (von Wiener Arbeiterfamilien im Jahre 1912) stiegen bis zum Oktober 1918 um 1200 bis 1600 Prozent. Demgegenüber waren die Löhne nur etwa das Doppelte angewachsen, so dass die Arbeiter gezwungen waren, durch Überstunden ihren kargen Lohn zu erhöhen.“ (F. Klenner, Bd. 1, S. 457). „Auch die zunehmende Geldentwertung führte nach 1916 immer mehr zu einem Rückgang des Realeinkommens. Aus diesem Grund verdiente ein Arbeiter zu Kriegsende real um 63 Prozent weniger als im Jahre 1914.“ (Hautmann/Kropf).
Unter Militärkommando
„1916/1917 führte der Krieg, durch den eintretenden Lebensmittelmangel, bei den Arbeitenden Menschen zur Hungersnot. Um den Engpässen abzuhelfen, ist im April 1914 staatlicherseits nach und nach ein Kartensystem eingeführt worden, für Brot und Mehl, später für Zucker Milch, Kaffee, Fett, Kartoffeln usw. Die tägliche Kaloriensumme der über das Kartensystem den Schwerarbeitern zustehenden Mengen betrug 1917 durchschnittlich 1.730 und im Jahr 1918 nur mehr 1.300 Kalorien“, schreibt Hautmann.
Frauen im Einsatz
„Die Männer, die nur halbwegs kriegstauglich erschienen, wurden in den Kriegsdienst eingezogen. „Von den 1,3 Millionen Arbeiter in den „Kriegsleistungsbetrieben“ der österreichischen Reichshälfte waren 1917/18 363.000 Frauen“ (Hautmann). „In den Munitions- und Pulverfabriken von Hirtenberg, Wöllerstorf und Blumau bestand 1917/18 die Belegschaft zu 45 Prozent aus Frauen. Die Löhne betrugen oft nur die Hälfte der Männerlöhne. Und um tagsüber ihre Kinder betreuen zu können, waren viele Frauen zur Nachtarbeit gezwungen.“ (Hautmann). „Daneben kamen auch Jugendliche, ältere Personen und Kriegsgefangene immer stärker zum Einsatz.“ (W. Weber, S. 583).
Mathias Brucker schreibt in seiner Diplomarbeit, dass es nicht gelang, die Bergbauarbeiter ausreichend zu versorgen, was auch bei ihnen zu Mangel- und Unterernährung führte. Die Konzentrationsfähigkeit litt durch die schlechte Ernährung, was mehr Unfälle zur Folge hatte. Kranke und Verletzte mussten oft Stunden auf ärztliche Versorgung warten, da viele Ärzte und Sanitäter an die Front beordert worden waren. Nicht besser sahen die Zustände bei den Textilarbeiter/Innen aus. Mangelernährung war auch hier ein großes Problem, das unter anderem durch die niedrigen Löhne im Verhältnis zu den Preisen für Lebensmittel auf den Märken mit verursacht wurde.
Im Jahresbericht 1918 von der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskasse wurde „Speziell auf die Tuberkulosefälle hingewiesen. Hinzu kamen auch viele Hungerkranke im Jahr 1918. Auch in den früheren Kriegsjahren sollen zahlreiche Erkrankungen aufgetreten sein“. Mit zunehmender Kriegsdauer verschlechterte sich auch die gesundheitliche Situation bei den Eisenbahnern und deren Familien. Für das letzte Kriegsjahr nahmen die Erkrankungen um hundert Prozent gegenüber dem Jahr 1913 zu, bei den Todesfällen um fünfzig Prozent.“ (S. 17, S. 18).
„Bei den wichtigsten Nahrungsmitteln, wie Fleisch, Fett, Milch Eier, hatte die Regierung Höchstpreise festgesetzt. Sobald für eine Ware ein Höchstpreis verlautbart war, verschwand sie vom Markte, um dann auf den dunklen Wegen des Schleichhandels um ein Mehrfaches des Höchstpreises abgesetzt zu werden“, schreibt Mathias Bruckner. (S.118). „Bis zu Frühjahr 1918 wiesen Preise eine Steigerung von 300 bis 1000 Prozent auf.“ (Hautmann/Kropf S.114)
„Die Arbeitszeit in den Kriegsjahren betrug in den militärischen Betrieben, in der Regel, 13 Stunden, und darüber hinaus. Die gesetzlichen Bestimmungen über Sonn- und Feiertagsruhe wurden eliminiert. … In der Munitionsfabrik Hirtenberg und im Krupp-Metallwerk Berndorf haben Frauen bis zu 16 Stunden täglich gearbeitet. Die Unfälle am Arbeitsplatz nahmen, durch Außerkraftsetzung einer Reihe von Schutzbestimmungen zu Beginn des Krieges und Einbeziehung einer großen Zahl ungelernter Arbeiterinnen und Arbeiter in den Betrieben, die mit dem Arbeitsablauf nicht vertraut waren, und die aus Lebensmittelmangel sowie steigender Arbeitsintensität resultierende physische und psychische Überlastung, beträchtlich zu. Die tödlichen Unfälle wuchsen ab 1916 rapide an“ (Hautmann).
Daraus können wir die Erkenntnis ziehen, dass Kriege für den arbeitenden Menschen nur Not und Elend bringt. Darum haben wir zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg eine Broschüre über den „Weltkrieg“ von Eva Priester herausgegeben. Dieser Broschüre beinhaltet nur einen kleinen Teil aus ihrem Buch, „Kurze Geschichte Österreichs“, Teil zwei, erschienen 1949, indem sie mit der Methode des Historischen Materialismus einen guten Einblick in diese Zeit vermittelt.
Werner Lang ist im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, Werkstatt Wien, aktiv