Sonntag, 19. Juni 2005 @ 08:14
Als alarmierend bezeichnet der Gewerkschaftliche Linksblock (GLB) den rasanten Anstieg der Privatinsolvenzen. Diese sind bei 120.000 österreichweit überschuldeten Haushalten mit durchschnittlich 70.000 € Schulden, 350.000 Menschen mit Zahlungsproblemen und 80.000 Personen mit Schulden bei mehr als einem Gläubiger sowie 1,5 Millionen Exekutionsanträgen im Jahre 2004 nur die Spitze eines Eisberges. Von 1995 bis 2004 hat sich die Zahl der eröffneten Privatkonkurse von 782 auf 4.670 versechsfacht, das Volumen der davon betroffenen Passiva von 73 auf 697 Mio. € fast verzehnfacht, leichzeitig ist die Zahl abgewiesener Konkursanträge auf 903 gestiegen. Für 2005 werden rund 6.000 Privatkonkurse erwartet.
Die Hauptursachen für Privatkonkurse sind bekannt: mangelhafter Umgang mit Geld, Überschätzung der eigenen finanziellen Verhältnisse, Konsumdruck und Schuldenfallen, Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit und Scheitern von Unternehmensgründungen: „Eine maßgebliche Verantwortung liegt aber bei den Banken, die nach wie vor bereitwillig Darlehen in nicht vertretbarer Höhe gewähren, nicht über Risiken wie steigende Zinsbelastungen warnen und dann den Betroffenen die Daumenschrauben anziehen“, kritisiert die GLB-Bundesvorsitzende Karin Antlanger (BRV EXIT-sozial Linz).
Die steigende Zahl von Privatkonkursen steht im konträren Gegensatz zur Tatsache, dass Österreich mit 17.351 € Kaufkraft pro Jahr und Kopf preisbereinigt nach Liechtenstein (32.203), Luxemburg (22.331) und der Schweiz (19.658) an vierter Stelle deutlich vor Deutschland (14.255) steht. Damit wird deutlich, dass die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums immer weiter auseinanderklafft. Derzeit besitzen in Österreich 90 Prozent der Bevölkerung ein Drittel des bereits rund eine Billion Euro betragenden privaten Vermögens, neun Prozent besitzen das zweite Drittel und das restliche eine Prozent, darunter die 66.000 Euro-Millionäre, das dritte Drittel.
Auch angesichts wachsender Verschuldung ist daher eine gesellschaftliche Umverteilung notwendig. Daher sind eine wesentlich höhere Besteuerung von Kapital und Vermögen, Lohn- und Pensionserhöhungen die nicht nur die Inflation abdecken, sondern auch der rasant steigenden Produktivität Rechnung tragen und die Schaffung von Grundsicherung für alle, vor allem für die wachsende Zahl von Arbeitslosen und der Prekarisierung unterworfenen Menschen, ein Gebot der Stunde.